Zermatt ist autofrei und nur mit der Eisenbahn zu erreichen. Ich bin heute von Grindelwald auf einer beeindruckenden Zugfahrt hierher gekommen. Der Zeltplatz ist eine Wiese direkt an den Bahngleisen mit Blick auf das Matterhorn. Ich habe großes Glück. Der Himmel ist blau und man kann den Gipfel sehen. Bei dem Anblick kriege ich sofort Hunger auf Toblerone. Komisch.
Der Ort ist sehr touristisch geprägt. Die Hotels chauffieren ihre Gäste mit Golfcarts herum, die man nicht hört. Man muss höllisch aufpassen.
Ich möchte das gute Wetter nutzen und eine spektakuläres Foto vom Matterhorn machen. Auf allen Reiseführern spiegelt es sich in einem Bergsee. So ein Bild will ich auch haben. Dafür muss man sich mit der Bergbahn in drei Minuten auf die dem Matterhorn gegenüberliegende Sunnegga hinauf schießen lassen. Auf 2288 Meter. Etwas mulmig ist mir dabei schon. Die Seilbahn führt durch einen Tunnel, wie die in Kaprun. Oben angekommen hat man eine grandiose Aussicht.
Ich beginne den Aufstieg und mache mich auf die Suche nach den Bergseen. Die Tour heißt „5-Seen-Weg“ und soll familiengerecht sein.
Ganz allein ist man hier oben aber nicht.
Ich erreiche den Stellisee. Leider keine Spiegelung. Das Wasser ist zu unruhig.
Später erfahre ich, dass sich der Berg eigentlich nur am frühen Morgen im See spiegelt, wenn die Sonne das Matterhorn von der richtigen Seite anstrahlt und sonst alles was die Reflexion stört im Schatten liegt.
Es geht vorbei am Findelgletscher, der schon sehr weit zurück gegangen ist. Ich wandere ein Stück die Moränenkante entlang. Da wo früher der Gletscher war ist jetzt ein tiefes Tal.
Auch im Grindjisee spiegeln sich nur die Bäume. Falsches Licht zur falschen Zeit. Aber immerhin ist das Matterhorn zu sehen.
Ich steige weiter ab. Irgendwann ist die Baumgrenze erreicht, und es geht durch wunderschöne Bergwälder. Ich folge grob der Bahnlinie, die vom Gornergrat herunter kommt.
Ich komme völlig verschwitzt am Zeltplatz an. Dort tragen alle dicke Fleecepullis. Erst wundere ich mich. Aber nach 5 Minuten wird auch mir kalt. Zermatt liegt schon am Nachmittag im Schatten der Berge.
In der Nacht kann ich in meinem Zelt kaum schlafen. Auf den Bahngleisen über mir werden Güterwaggons verschoben und ich friere. Zermatt liegt auf 1620 Metern Höhe. Dafür bin ich nicht ausgerüstet. Brrr.