Ich wache mit Halsschmerzen auf, 20 vor 8 Uhr, anscheinend habe ich die Erkältung von letzter Woche doch nicht so ganz weggesteckt. Wir bleiben erst noch im Zelt liegen, es ist trocken, die Sonne scheint, wir packen das Zelt lieber schnell noch vorm Frühstück ein, damit es nicht doch noch drauf regnet. Am Horizont sind nämlich schon wieder dunkle Wolken zu sehen. Wir frühstücken in Ruhe. Bisher hatten wir immer das Glück Tisch und Bänke in der Nähe zu haben.
Wir beladen die Räder, bezahlen, und suchen den Radweg in die richtige Richtung, kommen dann 20 Meter die Straße vorm Campingplatz wieder raus. Eine kleine Ehrenrunde. Wir fahren durch wunderschöne Wiesen und Felder und verlassen irgendwann den Radweg, weil er uns nicht in die Richtung führt, die wir eigentlich nehmen wollten. Es geht eine ganze Weile durch Wald und wir kommen dann in Broby raus. Wir machen am Fluss Rast, essen einen Schokoriegel und die Enten eilen herbei, weil sie meinen, wir würden mit ihnen teilen. Sie kommen sogar an Land gewatschelt, aber aus ihrem Ansinnen wird nichts.
Die hier verlinkte Karte von Google-Maps zeigt einen ungefähren Überblick über die gefahrene Tagesetappe! (Externer Link)
Im nächsten Ort, Glimåkra, suchen wir etwas zu Essen, aber es gibt nichts. Danach wollen wir zurück auf den Radweg, finden uns aber nicht zurecht, müssen hin und her fahren. Als wir es dann endlich gefunden haben müssen wir feststellen, dass es sich um eine Art Schotterpiste handelt. Die sind in Schweden auf Nebenstrecken oft anzutreffen, und diese hier hat einen neuen losen Sandbelag, den die Autos noch nicht festgefahren haben.
Ich will da mit meinen dünnen Rennradreifen nicht fahren, drehe um, rutsche weg und komme fast nicht aus der Pedale. Mein Kollege, der mit seinem Mountainbike keinerlei Probleme hatte und schon vorgefahren ist muss einsehen, dass es so nicht geht. Wir kehren um.
Es fängt an zu regnen, ich drücke auf die Tube, will zurück in den Ort und mich unterstellen, verfahre mich, aber dann ist da doch ein Vordach. Hier scheint keiner zu wohnen, also warten wir ab.
Als es endlich aufhört nehmen wir die Schnellstraße nach Osby. Gerade als wir in den Ort kommen fängt es wieder furchtbar an zu regnen. Diesmal gibt mein Kollege Gas, wir erreichen einen Schulhof mit überdachten Fahrradständern, das muss reichen.
Eine Schwedin fragt uns, ob wir das freiwillig machen, haha, sehr lustig. Der Regen peitscht sogar unter das Dach und auf dem kleinen See nebenan türmen sich schon Wellen. Wir sind völlig geschafft, haben Hunger, es ist kalt, und es will überhaupt nicht aufhören. Als der Regen etwas nachlässt stellen wir uns vor der Schule unter, halten von dort aus Ausschau nach einem Imbiss, aber da ist keiner.
Später fahren wir durch die Straßen, unter den Schienen durch, endlich zeigt sich so etwas wie ein Schnellrestaurant. Es hat sogar geöffnet und man kann innen sitzen. Es ist herrlich warm, vor allen Dingen trocken. Der Mann scheint etwas mürrisch, denn wahrscheinlich stinken wir seine Bude voll, aber ist egal. Dann gibt es Fritten, das tut gut.
Wir finden uns dann in dem Ort auch wieder nicht zurecht, heute sitzt der Wurm drin. Ich meine, wir seien richtig, dann fängt es wieder an zu regnen, wir stellen uns unter einer Brücke unter, immer bedroht von der großen Pfütze in der Mitte, durch die jetzt bloß kein Auto fahren darf. Mein Kollege geht mal raus und schaut auf die Schilder und findet heraus, dass wir genau anders fahren müssen, als ich gedacht hatte.
Die Straße endet auf einer Schnellstraße, laut Karte gibt es eine alte Parallelstraße, die diese irgendwann kreuzt, aber es kommt und kommt nicht. Ich will abbiegen, aber mein Kollege meint, das könne nicht sein. Wir biegen trotzdem ab, weil es wieder regnet, und wir uns im Wald unterstellen wollen. Ich bekomme nasse Füße, es hört und hört nicht auf, es regnet nicht so heftig, deshalb beschließen wir jetzt einfach loszufahren. Wir sind eh schon nass, und in Älmhult gibt es eine Jugendherberge, in der wir uns trocknen können. Jetzt ist mir alles egal, ich trete einfach in die Pedale, mein Kollege muss folgen, ich habe das Gefühl, die Straße geht leicht bergan, der Regen drückt ins Gesicht. Wir haben aber glaube ich leichten Rückenwind, sonst hätten wir die 28 Stundenkilometer Durchschnittsgeschwindigkeit nicht die 16 Kilometer durchhalten können. Die Lastwagen und Autos rasen vorbei und machen uns noch zusätzlich nass. Endlich, Älhult Zentrum ist ausgeschildert, es fängt richtig an zu schütten, wir stellen uns wieder unter einen Fahrradständer. Also derart heftig hätte es auf der Fahrt nicht regnen dürfen, das war so nicht abgesprochen.
Es ist noch ein langer Weg in die Stadt, und dann liegt der Campingplatz auch noch weit außerhalb. Das Vandreheim ist an den Platz angeschlossen, ich gehe in die Rezeption und werde von einer Schwedin bedient, die außer ihrem weißen Hemd nur eine Unterhose trägt. Ich bin leicht verwirrt, aber anscheinend ist sie auf dem Weg zur Arbeit auch nass geworden.
Wir bekommen zwei Betten in einem 4-Bettzimmer und während mein Kollege duscht, breite ich alle Sachen zum trocknen aus, stelle die Heizung an und dann bin ich dran mit duschen. Ich lasse mir richtig Zeit. Danach schauen wir mal in der Kantine des Hauses nach, aber es gibt nichts Ordentliches. Wir leihen uns einen Schirm und gehen in die Stadt. Wir haben natürlich den Weg unterschätzt, der Schirm ist zu klein für 2 Leute, es regnet. Endlich erreichen wir das Zentrum entscheiden uns für eine Pizzeria. Das ist das erste ordentliche Essen seit Tagen das auch wirklich satt macht.
Draußen regnet es immer noch, wir finden einen kleinen Supermarkt, kaufen Proviant ein und auf dem langen Rückweg werden wir noch mal so richtig nass. Ein Auto hält, die Insassen fragen nach dem Campingplatz, kommen aber nicht auf die Idee uns mitzunehmen. Endlich zu hause hängen wir die nassen Sachen zu den übrigen dazu und gehen ins Bett. Endlich mal wieder ein Bett. Heute sind wir nur 82 Kilometer gefahren.