Berlin

Es ist warm im Zug. Ich stelle mich auf eine schlimme Nachtfahrt ein. Ich hatte dadurch einen Tag heraus holen wollen. Schlechte Idee. Bin nachher nur müde und verliere dadurch den gewonnenen Tag wieder. Ich muss umsteigen. Der Bahnhof in Osnabrück ist leer, erst lege ich mich auf eine Bank, kann nicht schlafen, versuche zu lesen, aber ich bin zu müde, es wird kalt, ich gehe zurück in die Halle.

Endlich um 2.05 Uhr kommt mein Zug, auf meinem reservierten Platz liegt ein Mädchen, die Sitze lassen sich nicht ausziehen. Sie setzt sich ans Fenster, ich lege mich ganz zusammengerollt auf den Sitz, es ist total unbequem, mein Nacken verspannt sich, ich kann meine Füße nicht ausstrecken, das Mädchen tut mir leid, aber sie hätte sich ja auch einen anderen Platz suchen können. Ich kann nicht einschlafen. Gerade habe ich es geschafft, da kommt die Schaffnerin. Immer wenn der Zug hält wache ich auf, immer ist irgendein Lärm im Gang oder mir tut irgendwas weh. Ich sehe auf die Uhr und habe nur noch wenig Zeit zu schlafen. Das Mädchen steigt in Potsdam aus, übrig bleibt eine Kanadierin die auf mich einredet, erzählt was von ABC-News und Reseach, ist wohl Journalistin, ich hätte sie für wer weiß was gehalten.

Am Bahnhof weiß ich gar nicht was ich machen soll, ich bin nur müde, laufe runter zum Kurfürstendamm, will Bananen kaufen, aber die Frau hat kein Kleingeld, genauso die Bäckerin.

Kurfürstendamm

Kurfürstendamm

Ich beschließe durch den Tiergarten zu gehen und die Siegessäule ohne Verkehr zu knipsen.

Tiergarten

Tiergarten

Ein Mann um die fünfunddreißig kommt mit einer alten Frau aus dem Gebüsch. Sie trägt beige Unterwäsche und knöpft gerade den Strumpfhalter fest. Ihre grauen, fettigen, halblangen Haare kleben in ihrem faltigen Gesicht. Der Kerl scheint mir kein Altenpfleger zu sein. Der Landwehrkanal liegt ganz idyllisch da.

Landwehrkanal im Tiergarten

Landwehrkanal im Tiergarten

Ich laufe zur Siegessäule. Inzwischen ist es 8 Uhr und der Verkehr hat zugenommen.

Siegessäule

Siegessäule

Straße des 17. Juni

Straße des 17. Juni

Der Weg zurück ist erschreckend trist, nichts was irgendwie interessant wäre. Im Supermarkt hole ich Bananen und Milch, ich denke an meine schöne Reise durch die Toskana. Ich finde das Hostel, kann aber noch nicht ins Zimmer. Wenigstens das Gepäck kann ich dalassen und richtig auf Toilette gehen. Ich bin hundemüde und weiß nicht, wie ich es bis Mittag aushalten soll.

In der Spichernstraße versuche ich herauszufinden welches U-Bahnticket am günstigsten für mich ist, entscheide mich für ein 4-Fahrten Ticket, steige am Wittenbergplatz aus, aber das hatte ich anders in Erinnerung, irgendwie interessanter. Draußen ist das Kadewe, ich erinnere mich daran, wie ich da immer im Winter ’86 hingegangen bin. Denn bei dem Freund den ich damals besuchte war die Toilette im ungeheizten Treppenhaus und man ist man bei damals herrschenden minus zwanzig Grad auf der Klobrille festgefroren.

Zufällig entdecke ich im Reiseführer, dass es einen Bus zum Alexanderplatz gibt, die 100. Ich fahre zum Zoo, laufen kann ich nicht mehr, habe auch vergessen mir die Wanderschuhe anzuziehen. Eine dänische Schulklasse steigt ein, das dauert lang, die Lehrerin ist süß. Ich sitze ganz vorne, übersehe beinahe das Schloß Bellevue, es geht durchs Brandenburger Tor (ja durch!), ich habe noch keine Lust am Alex auszusteigen, der Bus fährt zum Prenzlauer Berg, allerdings in eine Plattenbausiedlung.

Platte

Platte

Hier will ich Montag noch mal hin. Ich steige auf der Rückfahrt am Alex aus, laufe am Fernsehturm vorbei, rauf fahren lohnt sich nicht, es ist zu diesig.

Alexanderplatz

Alexanderplatz

Palast de Republik und Dom

Palast de Republik und Dom

Ich bekomme keine Batterie für meine Kompaktkamera, die ständig streikt. Ich sehe in den Dom, probiere den Blitz von meiner Spiegelreflexkamera aus und suche dann das Pergamon-Museum. Der Altar ist überwältigend.

Pergamonmuseum

Pergamonmuseum

Ich bin total müde, kaufe auf dem Weg zum Zoo eine Wurst, steige am Bahnhof Friedrichstraße ein, fahre das erste Mal S-Bahn.

Mitte

Mitte

Friedrichstrasse

Friedrichstrasse

Ich kann jetzt in mein Zimmer, beziehe mein Bett und falle dann rein. Zwischendurch wache ich auf, weil der Regen an das Fenster prasselt. Um 17 Uhr wache ich ganz auf, habe furchtbare Kopfschmerzen und muss ein Aspirin nehmen. Draußen regnet es wie verrückt, ich schaue mich in meiner Zelle um. Auf dem Flur machen pubertierende Jungen Lärm, die Kopfschmerzen werden nicht besser. Ich lese im Reiseführer, kann mich nicht konzentrieren, abends um halb 7 Uhr schaffe ich es aus dem Haus, der Regen ist mir jetzt egal, hört aber auch auf. In der U-Bahn esse ich ein Kebab, der Salat fällt auf den Boden. Der Flughafen Tempelhof sieht von weitem ziemlich langweilig aus, ich hatte eine etwas protzigere Architektur erwartet.

Tempelhof

Tempelhof

Was jetzt? Potsdamer Platz, nur Kräne, ich steige zum Besucherzentrum hoch, aber da kann man auch nicht viel mehr sehen.

Potzdamer Platz

Potzdamer Platz

Die S-Bahn fährt zum Brandenburger Tor, da ist nichts los.

Brandenburger Tor

Brandenburger Tor und drumherum nüscht!

Unter den Linden auch nicht, ich habe nur noch 10 Minuten und fahre von Friedrichstraße zum Zoo.

Bahnhof Zoo

Bahnhof Zoo

Der Kuhdamm ist auch leer, ich laufe ein Stück die Straße runter, dann quer Beet zurück zum Hostel. Im Zimmer ist es stickig, ich lege mich aufs Bett, schaue durchs Fenster auf die Wolken. Ich bin in Berlin. Ich bin müde.

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