Auf dieser Etappe des europäischen Fernradwegs Eurovelo 8 fahre ich von dem kleinen Ort Kolonje in Albanien bis an die Küste nach Vlora. Der Tag beginnt mit einem Frühstück mit Blick ins Tal.
Dann geht es hinunter in den Ort, wo ich mich mit Wasser und Essen für unterwegs versorge. Von hier aus fahre ich auf eine Straße, die oberhalb am Hang parallel zur Nationalstraße SH4 führt, auf der ich gestern hergekommen bin.
Bei Mbrostar geht die SH4 nahtlos in die Autobahn A2 über und die Straße auf der ich mich befinde in die alte SH4 Richtung Vlora. Diese ist in einem schlechten Zustand und in den Orten Sheq i Mad und Fier tobt der lokale Verkehr. Der Durchgangsverkehr rauscht über die Autobahn. Hinter Fier geht es ein langes Stück gerade bergan und danach bleibt die Straße lange Zeit auf einer Höhe, oder geht leicht bergab.
Kurz hinter Levan befindet sich die letzte Auffahrt auf die Autobahn A2 und danach ist die Nationalstraße SH4 plötzlich wie ausgestorben. Bald wird mir klar, warum alle die Autobahn benutzen. Erstens kommen jetzt bis Vlora keine nennenswerten Orte mehr, die man über die Nationalstraße erreichen könnte und zweitens ist sie in so einem schlechten Zustand, dass man darauf mit dem Auto nur langsam fahren kann. Es gibt jetzt keine Schlaglöcher mehr, sondern nur noch Schlagkrater. Ich komme aber ganz gut voran, genieße die Ruhe und fahre 3 Stunden vor mich hin, während es immer wärmer wird. Die Landschaft ändert sich in dieser Zeit nur unwesentlich.
Kurz vor Vlora geht es noch einmal bergan und dann liegt die Stadt endlich vor mir.
Unten in der Stadt tobt wieder der Verkehr, aber das schockiert mich nicht mehr. Ich passe mich einfach an und erreiche gegen 14 Uhr das Meer.
Ich suche mir eine Unterkunft möglichst weit im Süden der Bucht, um einen guten Ausgangspunkt für den Llogara—Pass zu haben, den ich morgen überqueren will. Kurz bevor ich das Hotel erreiche fällt mir ein seltsames Klappern am Hinterrad auf. Erst sieht es so aus als hätte sich ein Reflektor gelöst, aber dann stellt sich heraus, dass die Speiche an der er befestigt ist gerissen ist. Oh nein. Genau die Speiche, in die mir in Lermoos in Österreich meine Tasche geraten war und die mir der Fahrradhändler dort wieder gerichtet hatte. Da war wohl heute ein Schlagloch zu viel in der Straße. Jetzt bin ich von Deutschland aus hierher gefahren und dann 70 Kilometer vor dem Ziel das. Es nutzt nichts sich aufzuregen, also checke ich erst mal im Hotel ein.
Wenigstens habe ich mit dem Hotel großes Glück. Vor meinem Zimmer befindet sich eine Terrasse mit einem fantastischen Ausblick aufs Meer. Den kann ich jetzt aber leider nicht genießen, da ich mich um mein Fahrrad kümmern muss. Es gelingt mir die gerissene Speiche zu kürzen und so zu befestigen, dass sie sich nicht mehr um die Achse wickeln kann. Es ist eine ordentliche 8 im Hinterrad, aber es schleift zum Glück nichts. Da es hier keine Fahrradwerkstatt gibt und ich auch keine Ersatzspeichen dabei habe muss ich versuchen ganz langsam so weiter zu fahren. Wenn es gar nicht geht gibt es noch einen Bus nach Sarande, von wo aus ich dann mit dem Schiff nach Korfu übersetzen und nach Hause fliegen kann. Es geht also auf jeden Fall irgendwie weiter und ich sitze hier noch nicht fest.
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