Auf dieser Etappe des Eurovelo 8 fahre ich von Vlora in Albanien aus über den Llogara-Pass. Heute ist es zwar warm, aber bedeckt und über dem Meer liegt Dunst.
Ich komme gegen 9 Uhr vom Hotel weg und fahre ganz langsam an der Küste entlang, um das Hinterrad mit der gebrochenen Speiche nicht unnötig zu belasten. Ich umfahre jedes Schlagloch und Bremse vor jeder Bodenschwelle. Es ist überraschend wenig Verkehr.
Bei Orikum biegt die Straße ins Inland ab, und verläuft zuerst relativ eben, beginnt dann aber anzusteigen. Die Berge rücken immer näher.
Zwischendurch tröpfelt es einmal kurz, aber ich bin eh schon so nass geschwitzt und es ist so warm, dass es jetzt sinnlos wäre den Regenponcho heraus zu holen. Ich komme aus der Puste, die Beine werden schwer, aber es ist noch weit. Am Berghang brennt irgendetwas und der Rauch zieht in Richtung Straße. Ich mache mir Sorgen, ob ich weiter fahren kann, wenn er dichter wird.
Die Straße wird steiler, ich muss immer öfter Pausen machen und irgendwann geht es gar nicht mehr und ich muss schieben, was nicht weniger anstrengend ist. Es geht an die Substanz. So kämpfe ich mich von Meereshöhe bis auf 630 Meter hoch.
Dann wird es immer schwieriger, der Kreislauf fängt an zu streiken und mir geht die Energie aus. Nachdem ich auf 750 Metern in einem Café eine Pause gemacht und eine Cola getrunken habe geht es mir wieder besser und ich kann langsam weiter schieben und an den etwas flacheren Abschnitten sogar manchmal wieder fahren. So geht es Kehre um Kehre weiter nach oben.
Ich komme langsam in meinem Rhythmus und gegen 14 Uhr ist es dann endlich geschafft. Zwei kleine unspektakuläre Mauern links und rechts der Straße markieren den Pass, was mich etwas enttäuscht, aber ich weiß auch nicht was ich erwartet hätte. Leider ist es sehr diesig und vom Meer und der Umgebung ist kaum etwas zu sehen. Erst als ich ein Stück bergab gefahren bin kann man etwas erkennen.
Der Berg fällt jetzt recht steil zum Meer hin ab und die Straße windet sich in sehr langen Kehren die Hang hinunter. Ich fahre wegen der gerissenen Speiche ganz langsam und brauche fast eine Stunde bis ich unten bin.
Ich bin völlig geschafft und suche mir im nächsten Ort ein Zimmer. Vom Balkon aus habe ich Blick aufs Meer.
Ich mache mich frisch, gehe den Berg hinauf einkaufen und essen. Auf dem Rückweg fängt es schon wieder an zu dämmern.
Etappen des Eurovelo 8→