Kreta soll ja schön sein, und das wollen wir uns doch mal ansehen. Per Rundreise. Auf eigene Faust mit Rucksack. Ich nehme eine Kamera für Diafilme und eine für Schwarzweißfilme mit.
Um sieben Uhr startet der Flieger von Münster-Osnabrück und kreist erst Stunden später über Iraklion. Wir fliegen eine komische Schleife, dann eine ruppige Landung, wir sind auf Kreta, kann man’s denn glauben? Wir müssen lange aufs Gepäck warten, kein Geldautomat in Sicht, wo geht’s lang, ach die Busse stehen da. Irgendwie kriege ich raus, dass der eine hier in die Stadt fährt, keine Ahnung was das kostet, kenne mich mit dem Griechengeld nicht aus. Es ist total heiß. Wir fahren am Hafen vorbei und müssen aussteigen. Wir suchen den Busbahnhof, sind uns allerdings noch gar nicht sicher, wo wir überhaupt hinwollen. Wie wär’s mit Sitia ganz im Osten. Wir kaufen Tickets, geben das Gepäck ab und laufen zum Hafen runter.
Tja, immerhin sieht es alt aus, wir gehen auf die Hafenmauer, es ist gleißend hell, ich kann mich noch gar nicht daran gewöhnen. Ich würde gerne ein schönes Foto machen, aber es bietet sich kein Motiv, ah da, kleine Katzen in einem Loch in der Mauer, süß. Vielleicht noch das Kastell? Nein.
Das da muss die Hauptstraße sein, wir laufen einmal hoch, wir suchen immer noch einen Geldautomaten.
Wir werden endlich fündig, holen gleich ordentlich Scheine auf Vorrat heraus, jetzt habe ich Hunger. In einer kleinen Bar gibt es Pizza. Na, das ist ja mal ein typisch griechisches Essen. Wir laufen noch durch sämtliche Fußgängerzonen, geraten auch auf den örtlichen Markt.
Wir kaufen Obst und gehen zurück zum Busbahnhof. Erst mal müssen wir rausbekommen, wo der Bus abfährt. Dann erfahren wir, dass die Fahrt drei Stunden dauern wird, ach Du sch…, und das in der Hitze. Ich sehne mich nach einem Bett und jetzt wissen wir nicht mal, ob wir heute Abend eins bekommen. Der Bus wird gerade ausgefegt, wir laden das Gepäck ein und setzen uns genau hinter den Fahrer. Der muss dazu erstmal seine Wasserflasche wegräumen.
Es wird eine zähe langsame Fahrt, auch wenn es am Anfang ganz zackig anfängt. Der Fahrer hupt ständig und scheucht die Leute von der Straße, fährt dann aber von der „New Road“ ab und hält in jedem Kaff an jeder Ecke. Die ganze Landschaft an der Strecke ist zersiedelt, wir brauchen eineinhalb Stunden bis Agios Nikolaos. Der Busfahrer kommt mit uns ins Gespräch und läd uns ein abends einmal in seine Bar zu kommen. Endlich geht es nach einem Wendemanöver am Busbahnhof weiter, die Landschaft ist zerklüfteter, es soll noch einmal 69 Kilometer weit gehen, das schaffen wir nie in 3 Stunden. Herrliche Bergstraßen, wunderschöne Ausblicke aufs Meer, ich versuche nicht nervös zu werden und einfach die Landschaft zu genießen. Gar nicht einfach, wenn man viel zu früh aufgestanden ist und Hunger hat. Ist das da Sitia? Ja.
Um 8 Uhr abends sind wir da, wir schnallen die Rucksäcke auf, versuchen das im Reiseführers empfohlene Hotel Greco zu finden. Endlich, da ist es. Wir mussten ganz schön den Berg rauf kraxeln, sie haben auch noch ein Zimmer frei, allerdings nur noch nach hinten zur Straße raus für 5500 Drachmen. Das ist in Ordnung, auch wenn ich den Wechselkurs immer noch nicht raus habe. Das Zimmer ist nett hergerichtet, schöne Holzmöbel, erst mal Duschen, dabei setzen wir alles unter Wasser. Wir haben Hunger.
Unten am Hafen sind Restaurants. Man kann aber nicht in Ruhe die Karte studieren, sofort kommt schon einer und preist das Essen an. Wir lassen uns von einem deutschsprachigen Kellner überzeugen, bestellen Fleischspieß mit Bauernsalat und trinken zum Abschluss noch einen Uso. Das alles mit Blick auf den Hafen. Auf der Rechnung ist der Uso fast das Teuerste. Handys besitzen wir 1997 noch nicht und Telefonzellen gibt es hier keine. Aber wir bekommen heraus, dass man vom Kiosk aus telefonieren kann. Wir melden uns zuhause, gehen zurück ins Hotel und schlafen sofort tief und fest ein. Der Urlaub hat begonnen.