Ich hatte einem Kollegen von meiner abgebrochenen Radtour durch Schweden vor 3 Jahren erzählt und er war so begeistert gewesen, dass wir beschlossen, in diesem Jahr zusammen eine vollständige Runde mit dem Fahrrad durch dieses skandinavische Land zu versuchen und meine Schmach von damals wett zu machen. Wir fuhren mit dem Zug nach Rostock, setzten mit der Fähre nach Trelleborg über und fuhren dort gleich auf den Campingplatz. Dieses Mal wollte ich mich nicht von den Vandreheimen abhängig machen, und so hatten wir beschlossen im Zelt zu übernachten. Schweden ist das Campingland schlechthin, und wenn mal kein Platz in der Nähe ist, kann man dank des Jedermannsrechts auch notfalls im Wald schlafen, sofern man Häusern nicht zu nah kommt und der Platz geeignet ist.
Unser grober Plan sah vor im Süden zu starten, eine Weile meiner Strecke von vor 3 Jahren zu folgen, dann zu den großen Seen abzubiegen, den Vänernsee zu umrunden und dann wieder zurück zu fahren. So lagen wir dann abends im Zelt, hatten die meisten Mücken die uns beim Aufbau fast aufgefressen hatten draußen gelassen, die provisorische Campingkarte, ohne die in Schweden auf den Campingplätzen nichts geht war besorgt, und so sahen wir einer Tour entgegen, die so manches Abenteuer für uns bereit halten sollte. Hier nun mein Bericht:
Die hier verlinkte Karte von Google-Maps zeigt einen ungefähren Überblick über die gefahrene Tagesetappe! (Externer Link)
Von Trelleborg bis Tomelilla
Ich bin in der Nacht ein paar mal aufgewacht, gegen 6 Uhr weil es angefangen hat zu regnen, aber das Zelt scheint dicht zu sein. Um 20 vor 9 Uhr bin ich endgültig wach, mein Kollege schläft noch, sehr ungewöhnlich, sonst ist er immer weit vor mir hellwach und unternehmungslustig. Ich wecke ihn. Während er im Waschhaus ist, fange ich schon mal an meine Sachen in meine Radtasche zu packen. Der Schlafsack macht Schwierigkeiten, es dauert ewig. Ich habe immer noch meine ersten unpraktischen Radtaschen, drei Stück in eins, die viel zu wenig Platz haben und schwer anzubringen sind. Es hat zum Glück aufgehört zu regnen.Die Bänke vor dem Zelt sind trocken, wir frühstücken am Tisch, mein Kollege hat im Kiosk eingekauft.
Das Zelt haben wir zum Trocknen an einen anderen Platz gestellt, der Packvorgang ist ziemlich kompliziert, selbst mein Kollege muss erstmal überlegen. Es geht los. Wir wissen noch überhaupt nicht wohin, folgen erstmal dem Radweg. Er heißt Sverigelegen und ich bin ihm vor 3 Jahren auch gefolgt, bin dann aber Richtung Ystad abgebogen. Ich erkenne die Stelle wieder, an der ich das erste Mal in meinem Leben bewusst einen richtigen Hasen gesehen habe. Wir fahren gerade aus.
Ich habe meine Regenjacke an, es ist kühl und bewölkt, man kann eigentlich jeden Moment mit Regen rechnen. Die Gegend ist flach, wunderschöne Kulturlandschaft, der Raps blüht hier erst jetzt, die Kornblumen und Mohnblumen blühen, ich fühle mich nach Rügen zurückversetzt.
Es geht in Hügellandschaft über, das Gepäck zieht mich nach hinten, besonders, weil mein Kollege mir das Zelt aufgeladen hat. Meine Taschen sind dafür nicht gemacht, der Packsack hängt schief an meiner Sattelstange und so wird der Schwerpunkt noch ungünstiger. Die Straßen auf denen wir von den Fernradwegschildern geführt werden sind schmal und wenig befahren. Letztes Mal als ich hier war bin ich ja die Hauptstraße nach Ystad gefahren. Diesmal haben wir uns später auch bessere Karten besorgt, auf denen auch Radwanderwege eingezeichnet sind. Diese führen meist über Nebenstraßen, auf denen fast überhaupt kein Verkehr fließt. Manchmal begegnen wir über Stunden keinem Auto. Wir treffen eine Familie, die wohl eine Sonntagsradtour unternimmt, die Frau spricht mich auf Schwedisch an. Ich muss ihr leider sagen, dass ich das nicht verstehe. Sie antwortet mir auf deutsch, dass sie mich leider auch nicht versteht. Wir überholen am nächsten Hügel, machen dann aber an einem See Rast. Wir beschließen, jetzt immer nach den ersten 25 Kilometern eine Schokoriegelpause zu einzulegen.
Wir halten es nicht lange aus, fahren weiter, an einem steilen Stück überholen wir ein Paar, dass seine Räder schiebt, es wird warm. Als wir die Jacke ausziehen, werden wir von ihnen wieder überholt. Wir kommen an eine Kreuzung, der Radweg teilt sich, die Ziele stehen nicht mehr auf unserer Karte, das Paar, dass wir inzwischen auch schon wieder überholt haben hilft uns. Wir fahren Richtung Vinslöw weiter.
Im nächsten großen Ort, Tomelilla, finden wir einen Imbiss und stärken uns mit einer große Portion Fritten. Ich kann nicht mehr, mein Kollege hat einen Campingplatz ausgemacht, der aber leider abseits des Radweges liegt. Wir müssen die Hauptstraße queren um dorthin zu gelangen. Zum Glück geht es nach Spjutstorp berg ab. Morgen müssen wir das alles wieder rauf. Ich fahre langsam. Der Zeltplatz ist eine einfache Wiese, ein Festzelt steht darauf, und ein einsamer Campingwagen. Wir suchen jemanden, der sich verantwortlich fühlt und stoßen dabei auf ein kleines Freibad. Die Kinder schwimmen, die Sonne scheint, aber kein Mensch weiß was vom Campingplatz. Wir bauen einfach unser Zelt auf, duschen in den Duschen des Schwimmbades, ein Junge spricht uns an, aber wir verstehen ihn nicht. Mein Kollege kommt mit 5 Kronen beim Duschen nicht aus. Bevor er fertig ist, wird das Wasser wieder kalt. Er geht dann noch in die Sauna, die an die Umkleidekabinen angeschlossen ist.
Wir machen es uns an der Sitzgruppe bequem, die sich in der Nähe unseres Zelts befindet. Die Bänke sind so hoch, das meine Füße baumeln. Wir essen zu Abend und später gehen wir einmal durch den Ort. Aber da ist nicht viel, nicht mal ein Laden, es ist absolut nichts los. Ich bin kaputt, lege mich ins Zelt, schlummere sogar kurz ein, um 9 Uhr gehen wir zum Telefon, rufen daheim an und melden, dass es uns gut geht. Der Himmel ist blitze Blau, allerdings kommt am Horizont eine ganz gerade Wolkenlinie auf. Wir gehen zurück zum Zelt, ich stelle mein Rad in eine kleine Spielhütte auf dem nahen Kinderspielplatz und schlafe ziemlich schnell ein. Wir sind heute 82 Kilometer gefahren, gut für den ersten Tag. Nicht zu viel, und nicht zu wenig.