Wir haben ein bisschen getrödelt in unserem Appartement. Plötzlich war es schon wieder 12 Uhr. Wir sind durch unser Viertel geschlendert über den Platz mit den älteren Damen in Stiefeln die heute aber gar nicht da waren. Müssen ja auch mal Wochenende haben. Plötzlich waren wir wieder an der Plaza Puerta del Sol.
Da scheinen alle Wege in Madrid hinzuführen. Wir hatten im Reiseführer als Ziel einen Park herausgesucht mit Seilbahn und da wollten wir hin. Auf dem Stadtplan sah das gar nicht so weit aus, aber wir haben uns auch wegen des bedeckten Himmels dazu entschlossen die U-Bahn zu nehmen. Wenigstens ein Stück. Eine ganz andere Welt da unten in der U-Bahn. Ein Akkordeonspieler, kaum Menschen, dieser typische Geruch und ganz andere Geräusche als oben. Wieder draußen an der Station Argüelles sah es ganz anders aus als bei unserem Hotel.
Viel höhere Häuser und breitere Straßen, aber wir haben uns bald orientiert. Wir sind den Berg hinunter gegangen, ich habe mich nach einer Bar umgesehen, denn ich brauchte dringend einen Kaffee. War aber keine zu sehen, also habe ich einen von den Äpfeln gegessen den die wir unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen in dem kleinen Obstladen gegenüber von unserem Appartement gekauft hatten.
Die Seilbahnstation hieß Teleférico und das war auch schon ausgeschildert. Wir brauchten nur eine Treppe runtergehen, links in den Eingang und schon konnte man das lange Kabel nach draußen und die großen Seilwinden sehen. Nette starke Männer haben uns die Tür aufgehalten und hinter uns zu gemacht.
Mit einem Ruck ging es los, eine Stimme hat uns auf Spanisch erklärt wo wir sind und was man sehen kann. Der Blick ging nach links auf den Königspalast und nach unten auf Wohnhäuser und eine Bahnstrecke.
Die Stimme hat uns vollmundig einen Fluss, den Rio Manzanares, angekündigt, aber das sah von oben eher so aus wie ein Kanal.
Aber alles sehr interessant und man konnte überhaupt keine Ende oder eine Endstation der Bahn erkennen.
Es ging immer weiter, kleine blaue Gondeln kamen uns entgegen und hinter uns her.
Es zog ein bisschen kalt herein, aber da haben wir einfach die Fenster zu gemacht. Überhaupt war es bedeckt heute, ein komisches Licht und Dunst. Unter uns tauchte der Park auf, der Casa del Campo, viele Nadelbäume, die Laubbäume noch kahl, sandige Wege und trockenes Gras, alles nicht besonders angelegt, es handelte sich glaube ich um ein ehemaliges Jagdgebiet des Königs. Elefanten gab es keine zu sehen.
Am Ende wurde uns wieder die Tür aufgehalten. Draußen waren wir ein wenig orientierungslos und sind einfach drauf los gelaufen. Da gab es ein paar blühende Kirschbäume und eine kleine Brücke. Wir haben Fotos gemacht, im Hintergrund hat man die Achterbahn und die Schreie der Menschen gehört vom Vergnügungspark nebenan. Wir sind zurück zur Station, haben über das Tal geschaut, konnten uns nicht entscheiden was wir machen sollten, wieder zurück zur Station, einen Plan gesucht und gefunden und uns dazu entschlossen zum Zoo zu gehen um ein Café ausfindig zu machen. Wir sind einfach querfeldein gegangen in die Richtung in die wir glaubten dass da das Ziel sein müsste. Wir wurden von einem Vater mit 3 Kindern überholt der leichte Schwierigkeiten dabei hatte den Kinderwagen zu schieben und gleichzeitig zu telefonieren. Überall konnte man kleine Blumen entdecken die sich heraus gewagt hatten, es war noch dunstig, so ein seltsames Zwielicht und ein wenig drückend. Außerdem war ich schlapp. Ohne Kaffee. Noch immer.
Unten im Tal war eine Straße der wir ein Stück in Richtung Zoo gefolgt sind. Irgendwie kam aber nichts und es war auch kein Café in Sicht. Also haben wir kehrt gemacht um den Lago de la Casa de Campo zu finden von dem wir im Reiseführer gelesen hatten. Oder vielleicht gab es ja am Vergnügungspark eine Koffeintankstelle. Endlich haben wir einen Plan gefunden. Am See waren ganz viele Cafés eingezeichnet aber der schien weit weg. Die Allee dort hin war noch ganz kahl, die Baumstämme weiß, rechts ein kleiner Bach dem wir ein Stück am Ufer. Es zog sich. Unerwartet war links ein großer staubiger Parkplatz mit ganz vielen Menschen. Näherkommend haben wir erkannt dass es sich um Südamerikaner handelte, die hier einen Markt veranstaltet haben oder irgendwas feierten. Keine Ahnung. Jedenfalls hatten wir endlich den See erreicht. Wir sind ins erst beste Café gegangen und ich habe beim Kellner schon im Vorübergehen 2 Kaffee bestellt. Für Kaffee durften wir uns aber nicht an den Tisch mit Decke in der ersten Reihe setzen, also haben wir uns entschlossen was zu essen, was sowieso dringend nötig war.
Der gemischte Salat war für 2 Personen leider etwas spärlich und ich habe glaube ich vergessen Brot zu bestellen. Aber egal. Wir haben schön gesessen und das ziemlich lange. Durch den Kaffee ist so langsam das Leben in mich zurückgekehrt und ich konnte den Blick auf den Teich und auf die Stadt genießen.
Auf dem Rückweg sind wir etwas näher an dem Indiomarkt entlang gegangen. Verwunderlich waren die Berge von Grillfleisch die sich die Leute da auf die Teller geladen haben und was hier jetzt eigentlich los war konnte man auch nicht so recht erkennen. Wahrscheinlich war es einfach nur ein Treffpunkt in der Fremde. Wir sind ein bisschen früher nach rechts abgebogen, sind den Hang hinauf, haben eine Pfeiler der Seilbahn gesehen und uns daran orientiert. Eine kleine Straße hat uns wieder hoch zur Station geführt. Ein Buntspecht hat eine Kiefer bearbeitet und ich habe versucht ihn dabei zu filmen.
Die Rückfahrt war auch wieder schön, aber interessant, wir haben viel weniger oder gar keine Bilder davon gemacht sondern einfach nur raus geschaut. Straße wieder hoch, in die U-Bahn und von Sol aus Richtung Plaza Major, durch einige Geschäfte zurück zu unserem Platz, haben uns bei ziemlich heftigem kühlen Wind trotzdem draußen in ein Café gesetzt, und Postkarten geschrieben in die Gegend geschaut. Zu hause war es Zeit für Abendbrot, und wir haben es erst um 10 Uhr geschafft aus dem Haus zu kommen. Genau die richtige Zeit für Madrid.
Wir haben das Lokal von gestern gesucht, wussten erst nicht wo und welche Straße wir da runter gegangen sind. Einmal um den Platz, ein Stück runter und wieder rauf, bis wir es rausgefunden hatten. In der Bar war es noch voller als gestern, der Kellner hat uns wiedererkannt, aber da wo er bedient hat war kein Platz. Dafür haben sich 2 sehr entschlossene Kellnerinnen um uns gekümmert. Die eine hat die andere herumgescheucht, die arme Elli wusste manchmal gar nicht was sie machen sollte. Jedenfalls haben wir uns 2 Toast ausgesucht, Oliven dazu bestellt und das Bier kam auch noch dazu. Von einem Toast bin ich aber nicht satt geworden, ich bin vor den Auslagen hin und hergesprungen, habe der Kellnerin gezeigt was ich wollte und noch ein zweites Bier bestellt. Sehr lecker und auch sehr interessant alles so zu beobachten. Eine schöne Atmosphäre. Und so unkompliziert. Nach der Rechnung haben wir noch 2 kleine Bier ausgegeben bekommen, der Kellner von gestern hat auf Wiedersehen gesagt. Zeit ins Bett zu gehen.