Stierkampf in Lagos

Wir ließen es ruhig angehen und rafften uns erst gegen 11 Uhr auf loszufahren und den Roller zu nutzen. Es war wieder ein bisschen frisch, da es gestern wohl noch geregnet hatte, als wir schon im Bett lagen. Aber die Sonne schien und herrlicher Blumenduft stieg uns in die Nase, nachdem wir die Hochhäuser hinter uns gelassen hatten. Kurz vor Lagos gab es einen Stau, und als der sich aufgelöst hatte sauste ich in den Ort.

Markthalle Lagos

Markthalle Lagos

Nachdem wir einen geeigneten Platz für den Roller gefunden hatten war der Markt unser erstes Ziel. Wir liefen durch die Hallen, sahen uns Moränen, Haie und sogar einen riesigen Seeteufel an. Danach spazierten wir durch den richtig portugiesisch aussehenden Ort und kamen unserer Verpflichtung als Touristen nach und machten Fotos.

Lagos

Lagos

Wir besorgten Brot und Käse und überlegten ein Picknick auf der Hafenmauer einzulegen. Aber es war zu windig und zu kühl. Wir liefen die lange Promenade entlang bis zum Kastell, gingen hinunter zum Strand und setzen uns in den Windschatten der Felsen. Wir sahen zu wie die Leute langsam vor der Flut flüchteten und dösten in der Sonne. Gegen 15 Uhr gingen wir zurück in die Stadt, kauften ein paar Sachen ein und tranken in einem Straßencafé einen Galão (Milchkaffee im Glas). Ein Plakat machte uns darauf aufmerksam, dass heute ein Stierkampf stattfinden sollte. Wir lasen im Reiseführer, dass in Portugal die Stiere dabei nicht getötet werden und deshalb wollten wir uns das einmal ansehen. Also suchten wir die Stierkampfarena.

Wir fuhren zu weit, dann ein bisschen hin und her, bis wir raus hatten wie wir hinkamen. Erst wollten wir nicht glauben, dass das was wir sahen die Arena war. Dann fanden wir aber einen Mann, der durch eine kleine Luke in der Wand schaute, kein Englisch sprach, aber anscheinend Eintrittskarten verkaufte. Ich musste lange überlegen welche Sitze zu welchem Preis ich nehmen sollte. Die ganzen Raffinessen mit Sonnenstand uns so weiter waren mir nicht bekannt und aus dem Verkäufer war keine Beratung heraus zu holen. So entschied ich mich einfach für die mittlere Preisklasse. Der Kampf sollte erst in einer Stunde beginnen.

Klappbrücke beim Yachthafen

So fuhren wir noch mal zum Hafen, sahen den Anglern zu, setzten uns auf eine Bank mit Blick auf die Yachten und ließen die Zeit vergehen.

Die Stierkämpfer trinken sich Mut an

Kurz vor 17 Uhr fuhren wir zurück zur Arena, mussten dort kurz anstehen und wurden dann von einem Platzanweiser in die oberste Reihe geschickt. Erst waren wir ein wenig enttäuscht, freuten uns dann aber im Schatten zu sitzen mit Blick direkt auf das Tor aus dem die Stiere herauskamen. Die Plätze gegenüber in der Sonne waren fast alle nicht besetzt.

Einmarsch in die Arena

Einmarsch in die Arena

Der Kampf wurde mit einem Trompetenstoß eröffnet, Reiter und Fußvolk kamen herein, stellten sich vor und drehten eine Ehrenrunde.

Die Reiter stellen sich vor

Das Fußvolk stellt sich vor

Der erste Reiter machte mit seinem Pferd ein paar Übungen bis der Stier gereizt durch das Tor in die Arena kam.

Der Stier kommt in die Arena

Der Reiter jagte ihm mit kühnen Attacken 7 Speere in den Nacken, echtes Blut spritze heraus, und mir wurde unwohl.

Der Stier wird gereizt

Der Stier wird getroffen

Denn auch wenn er nicht getötet wurde tat es sicher weh, dass die mit Widerhaken versehenen Spieße, die bei jeder Bewegung wackelten, in seinem Fleisch steckten. Und das nur für unsere Belustigung. Trotzdem war ich irgendwie gebannt und blieb sitzen. Jetzt betraten Männer mit roten Westen das Feld. Der Erste ließ sich vom Stier auf die an den Spitzen abgesägten Hörner nehmen, bekam ihn nicht richtig zu fassen, fiel unsanft hin und das massige Tier trampelte auf ihm herum. Er humpelte geknickt davon.

Der Stier nimmt das Fußvolk auf die Hörner

Beim zweiten Versuch schafften es die Männer den Stier zu packen. Der erste lag zwischen den Hörnern, krallte sich fest, ein zweiter sprang hinten auf ihn drauf und so weiter, bis sie zusammen so schwer waren, dass sich der Stier nicht mehr bewegen konnte. Dann ließen sie ihn los und liefen in alle Richtungen davon.

Der Stier wird gedemütigt

Einer der Männer hielt sich noch am Schwanz fest und ließ sich einen Moment herumziehen. Dann wurde der Stier von einem Ochsen vom Platz geleitet. Das ganze Schauspiel begann dann mit einem neuen Stier. Der Reiter ritt noch etwas kühner, und als er fertig war, klappte der Fang durch das Fußvolk beim ersten Versuch. Zuletzt traten beide Reiter zusammen auf und als sie ihr blutiges Werk vollendet hatten war der Stier so wütend, dass die Fänger sich erst nicht trauten sich auf die Hörner nehmen zu lassen. Aber sie schafften es. Zum Schluss kamen noch einmal alle in die Arena und verneigten sich, die Trompeten gaben schiefe Töne dazu ab und dann war es vorbei. Alles war irgendwie surreal gewesen und dieses Gefühl wurde durch den großen, leeren und staubigen Platz vor der schäbigen Arena noch verstärkt, auf den wir jetzt traten. Wir fuhren mit gemischten Gefühlen zurück und beschlossen, uns so etwas nie wieder anzusehen.

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