Von Jonköping über Malmö zurück nach Trelleborg

Der Regen prasselt auf das Zelt, ich wache um halb 8 Uhr endgültig auf, wir wagen uns um halb 9 Uhr aus dem Zelt. Es sieht ziemlich sch… aus. Von der Stadt und dem See sieht man überhaupt nichts. Wir frühstücken im Restaurant. Es gibt ein Buffet und es tut richtig gut, mal morgens was ordentliche in den Magen zu bekommen. Das Frühstück ist beendet, es regnet immer noch, wir setzen uns in den Aufenthaltsraum.

Regen auf dem Zelt

Der Regen wird immer heftiger, stundenlange Wolkenbrüche gehen nieder, wir sehen fern. Eine Weile ist das ja ganz amüsant, dann werden die Augen viereckig, und es verlangt nach Aktivität. Aber es sieht immer noch nicht gut aus.

Der Vätternsee am Morgen

Ein schmaler heller Streifen am Horizont, aber dann fängt es auch schon wieder an. Ich rufe einige Autovermietungen an, aber das hört sich alles ziemlich teuer an, und eigentlich habe ich noch keine Lust aufzugeben. Gestern hatte ich das erste Mal so richtig Spaß an der Tour und das Gefühl, mich endlich eingefahren zu haben. Das möchte ich jetzt nicht so einfach sausen lassen. Trotzdem müssen wir irgendwie aus diesem verdammten Regengebiet heraus, dass sich hier so richtig festgesetzt hat und planen ein Stück mit dem Bus zu fahren.

Um halb 13 Uhr packen wir unsere Sachen, das Zelt ist nass, um 13.30 Uhr sind wir fertig, checken aus und fahren runter in die Stadt. Zum Glück bleibt es eine Weile trocken. Am Busbahnhof erfahren wir, dass Busse hier auch keine Fahrräder mitnehmen. Also fahren wir zu einer der eben angerufenen Autovermietungen, aber es ist keiner zu sehen. Wir telefonieren, nach 10 Minuten ist der Mann da. Wir haben inzwischen unsere Tour aufgegeben. Es gibt keine andere Möglichkeit als zurück nach Trelleborg zu fahren. Aber dort gibt es keine Mietstation, wo wir das Auto abgeben können. Wir müssen nach Malmö. Das ganze wird etwa 400 Mark kosten. Soviel hat die ganze Tour bisher nicht gekostet. Wir geben unseren inneren Widerstand auf und sagen ja.

Es reicht! Wir laden die Räder ein.

Wir ziehen uns um, laden die Räder und das Gepäck in einen Kombi ein und los geht die Fahrt. Es ist sehr frustrierend jetzt ganz schnell an all der Orten vorbei zu fahren, die wir uns mit dem Rad richtig erkämpfen mussten. Alles vorbei, kein zurück mehr. Das Wetter bleibt schlecht und wird auch weiter schlecht bleiben. Im Grunde war es die richtige Entscheidung. Aber ich kann mich damit noch nicht abfinden. Der Sommer in Schweden ist Mitte Juli schon vorbei. Der ist hier sowieso sehr kurz, und in manchen Jahren fällt er halt komplett aus. Wir fahren mit 90 oder 110 über die Straße, je nachdem ob sie 4- oder 2-Spurig ist, machen einmal Rast und essen, wie könnte es anders sein, Pommes.

Bei Helsingborg kommt die Sonne einmal kurz heraus, dann ist es nicht mehr weit bis Malmö. Wir finden die Straße in der die Mietstation sein soll zwar auf einem an der Straße aufgestellten Stadtplan, wissen aber nicht, wo wir uns gerade befinden, weil der rote Punkt: „Sie sind hier“ fehlt. Der Mann in Jönkping hatte gesagt: Folgt den vielen Leuten, die Bier in Dänemark kaufen wollen, da ist der Hafen.“ Wir fahren einfach nach Gefühl und sind dann plötzlich vor der Mietwagenvertretung. Wir laden aus, wollen den Schlüssel abgeben, haben aber das Tanken vergessen und müssen noch mal los.

Die hier verlinkte Karte von Google-Maps zeigt einen ungefähren Überblick über die gefahrene Tagesetappe! (Externer Link)

Es dauert unheimlich lange, bis wir mit dem Rad aus Malmö heraus sind. Wenigstens ist es trocken. Plötzlich geht die Straße in Autobahn über und für Radfahrer ist die Durchfahrt verboten. Wir sehen die Ausfahrt nach Trelleborg in ungefähr 500 Metern Entfernung liegen und von dort geht es auf die Straße nach Malmö. Wir haben keine genaue Karte für die Gegend dabei und es wäre ganz sicher ein riesiger Umweg jetzt auf anderen Straßen an den Punkt zu kommen, der von hier aus so nah liegt. Es ist spät. Trelleborg ist weit. Wir schauen uns an. Erst habe ich schiss, dann fahren wir einfach auf dem Standstreifen der Autobahn und treten richtig in die Pedale. Nach kurzer Zeit ist es geschafft.

Irgendwas klappert an meinem Rad. Ich habe eine Schraube am Gepäckträger verloren. Er droht abzufallen. Ich finde ein Stück Draht am Straßenrand und kann ihn provisorisch wieder befestigen. Zum Glück bleibt es trocken und die Abendsonne scheint sogar ein bisschen. Wir haben keine Ahnung, wie weit es bis Trelleborg ist. Die ersehnte Abzweigung ist weiter als gedacht, es geht einfach immer weiter, wenigstens ist die Landschaft schön. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir morgen wieder zu hause sein sollen.

Endlich ist die Abzweigung da und laut Schild sind es noch 10 Kilometer. Nach unserer Information hat der Campingplatz bis 22 Uhr geöffnet und mit viel Kraftaufwand schaffen wir es, kurz vorher da zu sein. Dort wir stellen dann aber fest, dass die Rezeption auch bis 23 Uhr aufgehabt hätte. Heute ist Samstag, also Anreisetag, und es sind unheimlich viele Leute gleichzeitig mit der Fähre angekommen. Wir müssen ganz schön lang in der Schlange stehen. Die Toiletten sind in einem schlechten Zustand und genau wie Duschen sind ekelig. Wie das halt so ist, auf einem Durchgangscampingplatz. Ich werfe meine Rennradhose und meine Socken in den Müll, denn sie sind durchgefahren und nicht mehr zu gebrauchen. Wir gehen zum Strand, werfen einen Blick auf die Ostsee und lassen uns den „Duft“ des Seetangs um die Nase wehen, der hier in großen Mengen an den Strand gespült wird. Ein dicker Teppich davon liegt im Wasser und wabert vor sich hin. Man hat eigens einen Badesteg gebaut, damit man nicht dort hindurch schwimmen muss.

Strand von Trelleborg mit Blick auf den Hafen

Vor einer Woche haben wir hier gestanden und es hat genauso gestunken. War denn wirklich Zeit dazwischen? Waren wir überhaupt schon mal hier? Müssen wir noch mal los? Ich weiß nichts mehr und bin völlig verwirrt. Wir gehen auf den Steg, schauen den Schiffen nach, die nach Deutschland hinüber fahren. Vielleicht hätten wir auch besser eine Nachtfähre genommen. Wir legen uns ins Zelt und schlafen schnell ein. Wir sind heute 40 Kilometer von Malmö nach Trelleborg gefahren.

Am nächsten Morgen regnet es in Strömen, wir müssen das Zelt nass einpacken, werden dabei selber nass, werden auf der Fahrt zu Fähre noch nasser und dann sitzen wir endlich auf dem Schiff und verlassen dieses nasse und kalte Land. Aber ich gebe nicht auf. Ich werde so oft in dieses an sich so schöne Land zurück kehren, bis auch ich einmal den legendären schwedischen Sommer einmal erlebe.

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