Von Värnamo bis Jönköping

Ich bin nachts immer wieder aufgewacht, die Schulter tut weh, habe mich die letzten Nächte zu sehr ans Bett gewöhnt. Und es ist kalt. Die Sonne scheint, wir stehen um halb 10 Uhr auf, frühstücken am Tisch vorm Zelt, stellen dieses irgendwann in die Sonne, um den Tau zu trockenen zu lassen. Wir brauchen unheimlich lange zum packen und kommen erst um halb 12 Uhr los. Die Sonne ist inzwischen weg. Wir fahren in die falsche Richtung, die Schilder sind überhaupt nicht schlüssig, wir fragen an einer Tankstelle nach, aber was man uns da erzählt ist auch nicht richtig. Nach einer halben Stunde sind wir endlich aus der Stadt raus.

Die hier verlinkte Karte von Google-Maps zeigt einen ungefähren Überblick über die gefahrene Tagesetappe! (Externer Link)

Zum Glück ist es eine ordentliche Straße, es herrscht kaum Verkehr, denn der wird von der parallel verlaufenden E-Straße geschluckt. Wir fahren ein Stück zu weit, mein Kollege schaut auf seine Karte, wir müssen links abbiegen. Kurz darauf wird die Straße zur Schotterpiste, wir sind in irgendeinem Nationalpark, links und rechts des Weges ist Moor und flacher Wald. Wir entscheiden dann erstmal wieder auf der Bundesstraße zu fahren, damit ich Teer unter den Reifen habe. Lieder gibt es weit und breit keinen Landhandel, mir geht so langsam die Energie aus. Der nächste Ort liegt rechts von der Hauptstraße. Hier wären wir rausgekommen, wenn wir der Piste gefolgt wären. Er ist viel zu klein, es gibt keine Hoffnung auf ein Mittagessen, ich fahre herum und suche, mein Kollege bleibt an der Kreuzung stehen.

Was sollen wir jetzt machen, hier gibt es nicht mal eine Bank auf der wir Pause machen könnten. Wir müssen links ab, eine kleine Kreuzung mit Blick auf ein typisch rotes Schwedenhaus, ein paar Steine. Wir setzen uns da hin, essen unsere letzten Vorräte, lassen uns von den Mücken und den Ameisen zerstechen, wir sind mitten in der Pampa. Die Straße geht wieder in Schotterpiste über, wir kommen an wunderschönen Seen entlang, wir fahren immer den Wolken gerade so weg. Plötzlich wackelt mein Hinterrad, ich spüre es gleich, eine Panne. Oh je, was jetzt.

Der See, an dem es passierte

Ich schiebe das Rad erstmal zurück zum See, ein Plätzchen in der Sonne, damit wir nicht kalt werden, und nachher können wir hier unsere Hände waschen. Das Rad muss abgeladen werden, dann bauen wir das Hinterrad aus. Ich suche mein Werkzeug, finde erst die Dinger nicht, mit denen man den Mantel abheben kann. Sind in der Flickzeugdose, Glück gehabt. Wir murksen rum, es klappt nicht, dann endlich ist der Mantel ab. Mein Kollege flickt inzwischen den kaputten Schlauch, er hat 2 Löcher an der Seite. Wahrscheinlich war zuwenig Luft drin, der Reifen wurde platt gedrückt, und die spitzen Schottersteinchen hatten die Chance reinzustechen.

Ich baue einen neuen Schlauch ein, und packe den geflickten für die nächste Panne in die Tasche. Nach einer halben Stunde haben wir es geschafft. Das ist gut, denn wir haben 20 Kilometer ohne Siedlung vor uns und hinter uns nichts als Wald. Die Hände waschen wir dann wie geplant im See und können weiter fahren, ich habe Angst, dass das Gleiche noch mal passiert, denn mit der Handluftpumpe habe nicht genug Druck in den Reifen kriegen können und sie bleiben ein wenig platt.

Wir werden beobachtet

Endlich wieder Teer, eine kleines Geschäft, wir kaufen Eis, setzen uns vor den Laden, kaufen noch ein Eis, fahren weiter. Irgendwann holen wir die Wolkengrenze, die wir durch die Panne verloren hatten wieder ein, die Sonne scheint für uns. Eine große Straße führt uns durch eine Kette von Vorstädten von Jonköping, aber es gibt keinen Fritten oder ähnliches. Zum Glück geht es jetzt fast die ganze Strecke berg ab. Erst zum Schluss müssen noch links einen großen Hügel rauf und dann über die Autobahn in ein Industriegebiet.

Wir halten an einem Informationsschild, diskutieren über den richtigen Weg, und folgen dann dem Herculesweg, der in die Innenstadt führt. Dann wissen wir endgültig nicht mehr weiter. Ich frage einen Mann, der gerade sein Baby aus dem Auto holt. Wir sollen runter zum See fahren und dann Richtung Osten. Es geht noch einen Berg rauf, endlich ein kleines Schild mit Hinweis auf den Campingplatz, wir sind da. Wir bauen das Zelt am Zaun auf mit Blick auf den Vätternsee auf und gehen endlich warm duschen.

Vätternsee am Abend

Ich habe wahnsinnigen Hunger und zum Glück gibt es ein Restaurant am Campingplatz. Das Mädchen von der Rezeption macht mir einen riesengroßen und sehr leckeren Hamburger, mein Kollege bekommt als Vegetarier Nudeln mit Pilzsoße. Nach dem Essen kaufen uns dann noch im Supermarkt Schokolade und machen einen Spaziergang am Steilufer des Sees entlang. Später im Zelt schauen wir die Karte an, machen Pläne, wie wir die nächste Woche verbringen werden, wollen rüber zum Vänernsee, und dann langsam wieder zurück, vielleicht an der Westküste Schwedens entlang. Ich schlafe ganz schnell ein, denn heute sind wir 100 Kilometer gefahren.

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