Ich stehe heute sehr früh auf, baue mein Zelt ab und stelle mein Gepäck in der Rezeption des Campingplatzes unter. Ich komme gerade in Neubrandenburg an als das Fahrradgeschäft aufmacht und ich bin der erste Kunde des Tages. Man verspricht mir in zwei Stunden neue Speichen eingezogen zu haben. Mein Handy klingelt dann auch zur verabredeten Zeit und ich kann mein Fahrrad wieder abholen. Der Chef versucht mich noch zu überzeugen ein neues Rad zu kaufen. Mit meinem würde ich nicht mehr weit kommen und zum Beweis zeigt er mir die Ritzel am Hinterrad. Der Ostseesand hat sie zu kleinen Spitzen abgeschmirgelt. Aber ich will jetzt unter Druck kein neues Rad aussuchen und in das Alte kein Geld mehr investieren. Das kommt zu hause auf den Schrott.
Die hier verlinkte Karte von Google-Maps zeigt einen ungefähren Überblick über die gefahrene Tagesetappe! (Externer Link)
Ich fahre wieder zurück zum Campingplatz. Inzwischen ist es Mittag und ich esse erst mal Pommes am Kiosk um mich zu stärken. Das Gepäck ist schnell aufgeladen, aber ich bin spät dran und so kürze ich, nachdem ich den Tollensee verlassen habe, die Strecke ab. Anstatt eine große Schleife um die Nationalpark zu machen, fahre ich von Blumenholz die Hauptstraße direkt nach Neustreliz. Die Landschaft ist hügelig und von riesigen Kornfeldern geprägt, die durch Baumreihen voneinander getrennt sind. In fast jedem Tal blitzt ein See in der Sonne.
Ich fahre zu einem Campingplatz am Woblitzsee. Er liegt wunderschön am Hang oberhalb des Sees. Ich kann mein Zelt unten fast am Wasser aufschlagen.
Das einzige was fehlt ist Handyempfang und gerade heute erwarte ich ein paar Anrufe. Also fahre ich mit dem Rad soweit bis wieder zwei Striche Empfang auf dem Display erscheinen.
Ich bin am Bahnhof Groß Quassow gelandet, der mitten im Nichts liegt und eher an eine Bushaltestelle erinnert.
Tatsächlich kommt auch während ich auf der Bank sitze und telefoniere ein Schienenbus. Er hält an, ich telefoniere weiter. Die drei Fahrgäste im Zug schauen mir dabei zu. Irgendwann steigt der Zugführer aus und fragt mich, ob ich jetzt nicht mal endlich einsteigen wolle. Als ich sage ich wolle nur telefonieren und nicht mitfahren wird er leicht sauer, steigt wieder ein und knattert davon. Wieder herrscht Stille und Weite in diesem Nichts.
Dafür ist am Campingplatz groß was los. Eine Bühne ist aufgebaut und es wird Kinderanimation geboten. Nachdem die im Bett sind herrscht wieder Ruhe, ich höre das Quaken der Frösche und das Surren der Mücken, die versuchen durchs Netz ins Zelt zu kommen.