Heute wollen wir durch das Chianti-Gebiet nach Süden wandern. Aber zuerst ist ein Besuch in einer Bar angesagt, wo wir umringt von Einheimischen ein kleines Frühstück einnehmen. Dann besorgen wir uns in einem Supermarkt ein paar Lebensmittel für die Tour und gehen zum Busbahnhof, von dem aus wir nach San Polo fahren. Auf der Fahrt bekommen wir schon einen Vorgeschmack auf die wunderbare toskanische Hügellandschaft.
Wir sind so gebannt, dass wir es beinahe verpassen in San Polo auszusteigen. Es ist schon recht warm und wir müssen uns Schatten suchen, um unsere Rucksäcke zu ordnen. Wir haben unser gesamtes Gepäck dabei plus Zelt und Lebensmittel für den Tag. Mein Rucksack hat zwar einen Hüftgürtel, ist aber sonst wenig zum Wandern geeignet. Das Zelt lässt sich nicht wirklich gut daran befestigen, ebenso die Isomatte. Ich habe Schlagseite und muss noch mal alles anders einpacken.
Dann gilt es herauszufinden wo wir überhaupt genau sind und wo sich der Einstieg in den im Reiseführer beschrieben Weg befindet. Die erwähnte Tankstelle ist schnell gefunden, aber es dauert eine Weile bis ich mich soweit orientiert habe, dass wir von dort aus in die richtige Richtung laufen und nicht wieder zurück nach Florenz. Inzwischen ist es halb zwölf und ich habe fast schon wieder Hunger.
Zuerst geht es über einen Fahrweg bergauf und wir suchen nach den angegebenen Orientierungspunkten und Markierungen. Nach einiger Zeit haben wir uns eingefuchst, wir überqueren 2 Bäche an denen wir uns erfrischen, denn es wird immer wärmer und das Gewicht des Rucksacks fängt an sich bemerkbar zu machen. Wir laufen auch viel zu schnell und so bin ich schon nach einer Stunde recht erschöpft. Aber ich bin noch gut motiviert, denn die Landschaft ist wunderschön. Sanfte Hügel, die typischen toskanischen Gehöfte, Zypressen, Weinberge und Olivenhaine. Fast wie im Bilderbuch.
Irgendwann ist es Zeit für eine Pause. Wir finden einen schönen Platz, packen Brot, Käse und Tomaten aus und machen ein Picknick. Danach habe ich gar keine Lust mehr aufzustehen, es ist einfach zu schön hier, aber wir gehen weiter. An einer Straße schneidet ein Mann Gras unter seinen Olivenbäumen und sagt irgendwas. Ich verstehe „caldo“ und „sole“, ja, es ist heiß heute. Dann stellt sich heraus, wir haben uns verlaufen. Wir müssten fast noch einmal ganz zurück zu unserem Picknickplatz wo wir wohl eine falsche Abzweigung genommen haben.
Wir beschließen aber einfach an der Straße entlang zu gehen, denn der Weg soll irgendwann wieder darauf treffen. Hier ist es noch wärmer als auf den Feldwegen, das Gewicht der Rucksacks zieht nach unten und genau diese Richtung schlägt auch die Stimmung ein. Wir sind nun auch schon fast 15 Kilometer gelaufen, was für den ersten Tag eigentlich reicht. Also beschließen wir in den nächsten Ort zu trampen und dann zu entscheiden, wie es weiter gehen soll.
Zum Glück werden wir bis Greve von einer freundlichen Dame mitgenommen, setzen uns auf den Marktplatz in ein Café, ruhen uns aus und genießen das italienische Flair um uns herum. So habe ich mir den Urlaub vorgestellt. Je länger wir da so sitzen desto mehr kommen wir zu der Erkenntnis, dass die Gegend wunderschön ist, aber Wandern mit Gepäck nicht so recht unser Ding ist. Wir beschließen uns auf Tageswanderungen zu verlegen auf denen wir unsere Sachen im Zelt lassen und am Abend wieder dorthin zurückkehren. Unser nächstes Ziel soll Siena sein, aber das ist noch fast 50 Kilometer von hier entfernt und es ist gar nicht einfach dorthin zu kommen. Busse fahren am Sonntag nicht und trampen ist auch sehr schwer, weil die Leute alle aus der näheren Umgebung kommen und nicht nach Siena fahren. So arbeiten wir uns langsam Stück für Stück vor und kommen erst in Siena an als die Sonne schon langsam unter geht.
Der Campingplatz liegt etwas außerhalb aber zum Glück fährt noch ein Bus. Wir müssen das Zelt im Dunkeln aufbauen, was gar nicht so einfach ist. Auf dem Platz gibt es ein kleines Restaurant in dem wir nett essen können und der Abend klingt bei einem Glas Chianti aus.