Der Wecker klingelt um 02:36 Uhr. Eine Zeit von der ich nicht mal wusste, dass sie existiert. Na, was man schon im Juli gebucht hat, muss man jetzt im Dezember auch durchziehen… Der Plan war, den langen Winter zu unterbrechen und ein bisschen Sonne abzubekommen. Damals war alles noch so unglaublich weit weg, und jetzt heißt es aufstehen. Geht besser als gedacht, wir trödeln sogar noch ein bisschen. Unten vorm Haus steht schon eine schwarze Limousine für uns bereit, denn Züge fahren zu dieser Zeit entweder zu früh oder zu spät.
Unterwegs bemerke ich, dass der rechte Arm des Fahrers eingegipst ist. Er bringt uns aber sicher durch die fast autoleere Stadt und über die dunkle Autobahn, kurz vor 4 sind wir am Flughafen, wo erstmal das Gepäckband nicht weiter läuft. Leider finden die Sicherheitsleute dann mein Tetrapack mit Wasser im Handgepäck, wir trinken Kaffee und warten auf das Boarding. Alles läuft glatt, der Flieger rollt zur Startbahn und dann die Durchsage vom Kapitän: Irgendeine Anzeige zeigt was an was nicht in Ordnung ist, sie finden aber den Fehler nicht, deshalb zurück und die Techniker schauen lassen.
Eine Stunde murksen sie herum mit seltsamen Geräuschen, für mich geht die Zeit ganz gut herum. Ich habe zu Weihnachten einen Ebook-Reader geschenkt bekommen und kann das erste Buch darauf lesen. Dann geht es zum Glück in die Luft und nach etwas über 4 Stunden landen wir auf La Palma. Diesmal nicht so ruppig wie bei meinem ersten Besuch 2005. Ich hab es jetzt eilig, weil ich nicht in der Schlange bei den Mietwagen warten will. Ich bin ich ein bisschen angespannt, wahrscheinlich unterzuckert. Bisher gab es nur Brote. Wir finden den Meetingpoint im Parkhaus, ich bin bei der Autoübergabe recht verwirrt, aber dann geht es los, raus aus dem Parkhaus. Wir halten mal an, ich hole die Kamera raus, die Guardia Civil fährt vorbei, sagt aber nichts, ich mache ein erstes Bild vom Meer, dann fahren wir weiter.
Es geht den Berg hoch, ich verpasse den Aussichtspunkt mit dem Blick zurück ins Tal und fahre leider vorbei, durch den Tunnel und auf der anderen, der sonnigen Seite der Insel wieder runter. Wir finden Los Llanos und auch die Ferienhausagentur Contacto, aber es ist kein Parkplatz frei. Wir gurken rum, ich nehme anderen die Vorfahrt, schließlich halten wir im Parkverbot vor einer Ausfahrt neben dem Haus. Drinnen bestätigt man uns wir können kurz da stehen bleiben. Wir bezahlen bar, die nette Dame sagt unsere Einweiserin die den Schlüssel für das Haus hat wartet oben in El Paso auf uns an der Tankstelle, die ich zum Glück auf der Abfahrt gesehen habe.
Es folgt ein unglaubliches Gegurke den Berg hinauf, gefühlt tausend Kurven, aber die Sonne scheint, wir tanken und dabei erscheint eine kleine Frau die uns zu unserem Haus lotsen will. Sie hat aber keinen Hausschlüssel. Hm. Also sollen wir erst das Haus sehen, einkaufen gehen während sie den Schlüssel holt. Erst geht es über die gut ausgebaute Straße nach Tacande und dann links ab einen abenteuerlichen Weg hoch in den Wald. Der ist leider total verkohlt. Im letzten Sommer gab es schwere Waldbrände auf La Palma. Der kanarischen Kiefer macht das nicht viel aus. Sie hat eine feuerfeste Rinde und die ersten neuen Nadeln wachsen auch schon vorsichtig aus den Astgabeln. Noch sieht es aber nicht sehr einladend aus.
Nun. Das Haus Casa Camelot ist zum Glück stehen geblieben und gerade sind die Putzfrauen da. Die erklären sich bereit uns ihren Schlüssel zu überlassen. Kurze Einweisung, die Damen putzen zu ende und dann gehört das Haus uns. Eigentlich hatten wir uns für diesen Moment Spaghetti mitgenommen damit wir vor dem Großeinkauf erst mal was essen können. Nun haben wir uns aber für die Nudeln mit Käsesoße entschieden für die man Milch braucht. Also doch erst mal einkaufen fahren. Aber vorher erstmal von der Terrasse aufs weite Meer und hinter dem Haus auf die Berge schauen. Toll!
El Paso ist nicht weit, aber das Parken erweist sich als Abenteuer. Rückwärts ein eine kleine Lücke in einer sagenhaft steilen Straße. Zum Glück bin ich im Mittelgebirge aufgewachsen und habe das am Berg anfahren noch nicht verlernt. Das Auto bleibt dann nur mit angezogener Handbremse im ersten Gang stehen. Zur Sicherheit schlage ich die Vorderräder in Richtung Bordstein ein. Nach dieser harten Arbeit trinken wir erst mal Kaffee con Leche an der Straße, fragen nach dem Restaurant für heute Abend, das wir uns aus dem Reiseführer herausgesucht haben, und schauen uns danach Eis essend im Ort um. Gehen bis zur letzten Kurve, sehen das Fußballstadion, irgendwo hier soll die Abzweigung sein, aber wir finden das Restaurant nicht.
Wir kaufen ein, fahren zurück, finden unser Haus zum Glück wieder und in der Einfahrt steht Fred, der Hausmeister, mit seinem alten Landrover. Er weist uns darauf hin, dass die Spülmaschine kaputt ist und zeigt uns noch ein paar Sachen. Z.B. wie die Heizung funktioniert und der kleine Kaminofen. Ich nehme das erst nicht wichtig, aber später, als die Sonne untergegangen ist, erinnere ich mich gerne daran.
Wir räumen ein, schauen uns noch ein wenig um und wollen dann zum Sonnenuntergang nach Puerto Tassacorte fahren. Um die schlimme Abfahrt da hinunter zu sparen, will ich nicht über Los Llanos sondern den Weg über Tassacorte nehmen. Aber dafür geht es die bisher steilste Straße (Camino Espigon) gegenüber unserer Ausfahrt hinunter. Ich fürchte die Bremsen unseres alten Dacia laufen heiß, aber er bewährt sich tadellos. Der Wagen ist übrigens zu 100% versichert, ohne Selbstbeteiligung. Rundum sind auf Schienbeinhöhe Beulen im Blech, die davon zeugen, dass unsere Vorgänger so manche kleine Mauer am Straßenrand übersehen haben. Und dann geraten wir auch noch in eine Bananenplantage aus der wir nur rückwärts wieder herauskommen, links Abgrund, rechts Mauer. Nach einigem Hin und her haben wir den richtigen Weg gefunden, die Sonne ist schon fast untergegangen, schwups in die Parklücke, und schnell zur Hafenmauer.
Ich krieg noch mein Foto vom Sonnenuntergang, wir ziehen die Schuhe aus und gehen in der Brandung, schauen durch die Lücke an der Mauer wo beim letzten Mal als ich hier war die Sonne unterging, aber da war es April und zu dieser Zeit wandert sie halt ein Stück weiter nach rechts. Es wird langsam dunkel, wir beschließen gleich hier am Meer zu essen. Tapas. Ich kann mich an gegrillte Sardinen, Spinaltkugeln, gegrillten Ziegenkäse und Salzkartoffeln erinnern, bestimmt gab es noch einen Salat dazu. Auf dem Weg zur Toilette werden die Wasserschildkröten, die dort in einem Betonbecken leben, von gelangweilten Kindern gequält, es wird dunkel und wir werden satt.
Wir schauen noch in 2 Geschäfte und stören dabei die Inhaberinnen bei ihrer Unterhaltung und dann beginnt eine kurvenreiche abenteuerliche Heimfahrt durch die Nacht. Zu hause angekommen leuchtet der Mond den Weg von der Garage zum Haus, ohne ihn wäre es hier stockfinster. Der Tag war lang und wir sind müde. Wir reservieren uns einen Tisch für Silvester in einem Restaurant, ab und zu suchen wir uns gegenseitig in unserem großen Haus, immer ist einer verschwunden, Sterne sind wegen dem Mondlicht nicht viele zu sehen, es ist kühl draußen, wir trinken ein Glas Wein. Vorhänge zu, und nach dem langen Tag schnell eingeschlafen.