Erst konnte ich wieder nicht schlafen, dann wachte ich mitten in der Nacht auf und um 6 Uhr war es endgültig vorbei. Mein Zimmergenosse stand auf und war um kurz vor 7 Uhr verschwunden. Ich ging duschen und meldete mich zum Frühstück an, musste aber, weil ich erst mich gestern nicht angemeldet hatte kurz warten. War eine gute Entscheidung vor dem losfahren etwas zu essen.
Viertel vor 9 Uhr brach ich auf. Ich hatte erst Schwierigkeiten die ausgewiesenen Fahrradwege zu finden und fuhr deshalb einfach auf der Straße, die mich an der Küste Richtung Ystad führte. Ich kam irrsinnig gut voran und schaffte die 48 Kilometer in wenig schneller als 2 Stunden. Jetzt fing ich an große Pläne zu machen wie schnell ich die Strecke bis Öland schaffen wollte. Bornholm hatte ich inzwischen ganz gestrichen, weil heute, wer hätte es gedacht, keine Fähre von Ystad aus fuhr.
Die hier verlinkte Karte von Google-Maps zeigt einen ungefähren Überblick über die gefahrene Tagesetappe! (Externer Link)
In Ystad selbst nahm ich gleich die Straße die nach Kristianstad führte und fuhr im Affentempo weiter. Um 11 Uhr war ich schon wieder 10 Kilometer gefahren und dachte an ein zweites Frühstück. Auf einem Wagen der von Dorf zu Dorf fuhr und Lebensmittel verkaufte holte ich mir Milch und Brötchen und setzte mich an den Straßenrand zu einer kleinen Pause. Um halb 12 Uhr ging es weiter, ich hatte einen kleinen Hänger und auf einmal fing es an hügelig zu werden. Ich kam aber wieder in Schwung und besorgte mir in einem Laden weiße Bohnen. Es dauerte etwas bis man verstanden hatte, dass ich auch einen Löffel brauchte, aber den bekam ich noch. An so was hatte ich vor der Abfahrt nicht gedacht.
Um halb zwei machte ich wieder Pause, warf den Kocher an und wärmte mir die Bohnen auf. Es sah aus wie auf einem Waldparkplatz in meiner alten Heimat. Zur Verdauung las ich noch bis 14 Uhr in meinem mitgebrachten Buch und fuhr weiter. Ich hatte auf meiner Karte herausgefunden, dass es in Arhus ein Vandreheim gab, blieb aber erst mal auf der Straße, weil es unterwegs in einem Ort ein Schloss geben sollte. Jetzt kam Gegenwind auf, selbst bergab musste ich im dritten Gang fahren. Inzwischen saß ich schon über 100 Kilometer im Sattel. Dann fand ich das Schloss nicht und der Weg bis zur Abzweigung zog und zog sich und der Wind wurde immer schlimmer.
Endlich fand ich die Abzweigung, bekam im Flachland Rückenwind und sauste die letzten 14 Kilometer in weniger als einer halbe Stunde bis Åhus. Das Vandreheim sollte erst um 17 Uhr aufmachen, ich setzte mich davor und las die restliche dreiviertel Stunde. Inzwischen war ich 133 Kilometer gefahren und konnte nicht mehr. Um 17 Uhr fiel mir ein Schild auf das besagte, dass die Saison erst am 1.6. anfing. Also nichts mit Vandreheim.
Ich überlegte, wollte in den nächsten Ort fahren wo es so ein Heim geben sollte, aber das waren mindestens noch 20 Kilometer. Ich dümpelte so Richtung Campingplatz in der Hoffnung auf eine Hütte, als ich plötzlich einen Wegweiser für ein Wamdreheim am Straßenrand sah, dass nicht in meinem Plan eingezeichnet war. Ich folgte, sah nichts und fragte ein paar Leute im Garten. Die wussten aber auch nichts und schickten mich zur Campingplatzrezeption. Auf dem Weg dorthin frage ich einen alten Mann, aber der redete auf Schwedisch auf mich ein und meinte wohl das geschlossene Heim. Als er aus Sichtweite war fuhr ich die Straße wieder hinunter und landete in einem Schullandheim. Die Kinder bestaunten mich, 2 Frauen versuchten mir zu helfen, telefonierte sogar mit Funktelefon (damals für mich etwas ganz besonderes) herum, aber es half nichts.
Ich verabschiedete mich, fuhr zurück in Richtung Ort und sah wieder das Zeichen. Ich fragte an der Rezeption des örtlichen Hotels, zu dem mich das Schild geführt hatte. Die Frau an der Rezeption wusste nicht bescheid, aber einer ihrer Kollegen sprach Deutsch und ich bekam ein Zimmer für 26 DM im Haus gegenüber. Es war so geregelt, dass das Hotel die Verwaltung des Heims in der Nebensaison übernahm. Ich schob mein Fahrrad in den Hof, bezog mein Zimmer und ging zum Strand.
Der sah etwas enttäuschend aus, nicht so, wie ich Strand kannte und meine Anpassungsfähigkeit war durch Unterzuckerung eingeschränkt. Etwas weiter die Straße runter hatte eine Pizzeria geöffnet. Das war meine Rettung. Ich kam mit dem Wirt ins Gespräch und fragte ihn nach einer Telefonzelle. Er erklärte mir, dass man zum telefonieren hier eine Karte braucht und er konnte mir keine verkaufen.
Auf dem Rückweg kam ich an dem Vandreheim vorbei, dass ich zuerst aufgesucht hatte und sah Leute darin sitzen. Mist. Ich bekam im Supermarkt zwei Telefonkarten für je 30 Kronen und versuchte vom Hafen aus mein Glück. Erst musste ich mal herausfinden wie ich durchkommen sollte, aber das hatte ich bald raus. Die Einheiten rasselten nur so weg, ich brach das Gespräch schnell ab. Ich lief zurück, duschte und schrieb Tagebuch. Inzwischen war es halb 10 Uhr und ich entschloss mich noch zu lesen. Insgesamt bin ich heute 140 Kilometer gefahren.