Der Schaffner kam um 7 Uhr herein und gab bekannt, dass wir bald in Oslo ankommen würden. Um viertel nach 7 stand ich auf, putzte mir die Zähne und frisierte mich so gut es ging. Im Bahnhof angekommen besorgte ich mir erst mal norwegisches Geld und schloss meine Fahrradtasche weg. Danach besorgte ich mir einen Platz für den Zug heute Abend nach Kopenhagen.
Mit Milch in der Hand ging ich die Haupteinkaufsstraße hinunter und kaufte mir für 20 Kronen zwei Sesambrötchen, was ungefähr 6 Mark entsprach. Ich bog ab zum Rathaus, aber das war in Vorbereitung für eine Feier heute Abend zum Tag der Befreiung von den Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg. Außerdem interessierte es mich nicht so besonders und so ging ich am Ufer entlang zum Hafen.
Der eigentliche Grund nach Oslo zu fahren war das Munch-Museum, das aber erst um 10 Uhr aufmachte. Also verbrachte ich die Zeit mit einer kleinen Rundfahrt per Boot zur Museumshalbinsel Bygdy.
Es war zwar kühl, aber die Sonne schien herrlich. Wieder an Land lief ich ganz langsam Richtung Museum durch mir unbekannte Gegenden. Im Museum, das von außen aussah wie ein Schwimmbad aus den siebziger Jahren, waren gar nicht so viele Bilder wie ich mir vorgestellt hatte. Der Schrei war außerdem nicht aus diesem Museum gestohlen worden und in mehreren Versionen vorhanden, was mir vorher nicht bekannt war. Reisen bildet.
Nachdem ich zwei Postkarten gekauft hatte ging ich hinüber in den botanischen Garten, lief ein bisschen herum und setzte mich in die Sonne, wobei ich immer wieder einschlief. Es bezog sich und es wurde kühl. Ich machte mich auf zu einem Spaziergang durch die Stadt zum Schloss, fand eine neue Einkaufsstraße und musste feststellen, dass die Nationalgalerie dienstags geschlossen hatte. Das Schloss gefiel mir heute besser als letztes Mal als ich hier gewesen bin. War wohl frisch gestrichen.
Am Hafen fand ich ein ganz neugebautes Einkaufszentrum, alles gebaut und fertig gestellt nachdem ich letztes Mal hier gewesen bin. Ich schlenderte hndurch, kaufte mir ein Kuchenteilchen und setzte mich draußen an den Hafen mit Blick auf ein Wikingerschiff. Es war gerade erst15 Uhr. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich fühlte mich wie Knut Hamsun, wie er in seinem Roman „Hunger“ durch Kristiania strich, wie Oslo damals noch hieß.
Am Morgen hatte ich noch ein Kriegsschiff der Briten auslaufen sehen, was zum 8. Mai dagewesen war. Also, was jetzt tun, eigentlich konnte ich schon nicht mehr und wäre am liebsten gleich gefahren, aber der Zug ging erst um 21.30 Uhr. Mir fiel ein, ich könnte ja eine Fähre nehmen über den Oslofjord. So konnte ich eine Stunde sitzen und trotzdem noch was sehen. Die Postkarten hatte ich inzwischen in dem beeindruckenden Gebäude der Hauptpost geschrieben und abgeschickt.
Leider fuhr die Fähre die gleiche Strecke hin und zurück, aber immerhin. Ich schlenderte so langsam zur Festung Akershus und sah mir den Hafen von oben an.
Eine großes Fährschiff lief aus und mir fiel ein, ich hätte ja auch so eins nach Kopenhagen nehmen können. Das Scanrailticket hätte 50% Rabatt gebracht. Ich ärgerte mich.
Ich lief zurück in die Stadt, aß landestypische Falafeln, schlenderte zum Hafen und dort gab ich für heute auf. Ich war jetzt seit 7 Uhr auf den Beinen und konnte nicht mehr. Um 19.30 Uhr hatte ich mein Gepäck wieder, setzte mich in die Wartehalle und schrieb Tagebuch. Endlich fuhr der Zug ab. Ich legte mich recht früh schlafen und wachte nur auf, als der Zug auf die Fähre zwischen Helsingborg und Helsingör fuhr.