In der Nacht ist ein Gewitter über die Insel hereingebrochen, aber die Pinien über unserem Zelt haben das Schlimmste verhindert. Unser Plan heute den Westen Elbas zu erkunden erfordert ein Fortbewegungsmittel. Da bleibt uns eigentlich nur ein Fahrrad zu mieten, wovon wir nicht so begeistert sind, da es dort noch bergiger sein soll. Diesmal nimmt uns ein großes Wohnmobil mit nach Portoferraio. Wir kümmern uns erst einmal um die Rückfahrt morgen. Die Fähre soll morgen um 9.30 abfahren, von Piombino gibt es einen Zug nach Pisa und dann können wir uns noch die Stadt ansehen, bevor wir abends zurück nach Deutschland fliegen. Im Fahrradgeschäft erkennt man uns wieder, wir waren auch die letzten, die ein Fahrrad gemietet haben, wie man im Auftragsbuch sehen kann. Es dauert wieder eine Weile bis wir uns über den Preis und die Abgabezeit einig sind. Wir wollen die Fahrräder bis morgen behalten, damit wir sicher hierher kommen und uns nicht auf irgendwelche anderen Leute verlassen müssen, oder wohlmöglich auf einen Bus.
Wir fahen in Richtung Porto Azzuro, das ist richtig, eine Allee, total viel Verkehr, Lastwagen, Busse, so einen Lärm sind wir gar nicht mehr gewohnt. Es ist ganz schön nervig, links von uns liegt Portoferraio, jetzt geht es den ersten Hügel rauf, oben gibt es eine Villa Romana, ein Reisebus kommt an, und wir haben einen tollen Blick auf Hafen und Bucht.
Klasse, es geht wieder bergab. Abzweigung nach links, Porto Azzuro liegt geradeaus. Ein wunderschöner Blick übers Land, ganz da oben auf dem Volterraio liegt die Burg, das Castello del Volterraio, von der unserer Zeltnachbar gesprochen hat, aber da müssen wir ja wohl nicht rauf? Das lohnt sich nicht für eine Ruine, oder? Hinter Magazzini könnten wir zum Baden nach Bagnaia fahren, aber wir entscheiden uns für den Berg. Erst ist es noch ganz flach, dann ein Schild 10% Steigung, na das schaffen wir ja wohl, ich mache noch Witze, dass wir bestimmt bis zur Burg rauf müssen bevor es wieder runter geht. Außerdem ist das sicher gleich vorbei. Aber dann geht es noch schlimmer in Serpentinen hinauf als wie nach Marciana. Hier ist es total windstill, die Sonne brennt vom Himmel, hinter jeder Kurve erwarte ich, dass es flacher wir, aber es wird nicht flacher.
Unten stand was von 6 Kilometern, was sind schon 6 Kilometer, eine Stunde Fußmarsch, also schieben wir ein Stück. Es wird immer steiler, ein Rennradfahrer überholt uns, fährt weit vor und zeigt uns wie viele Kurven noch vor uns liegen. Immer noch eine mehr, es hört nicht auf. Jetzt kommt der Parkplatz für die Burgruine, also mussten wir doch ganz hoch, und die Straße geht sogar noch höher.
Es ist zum Verzweifeln. Wir fahren weiter, jetzt ist die Straße durch Felsen gesprengt, das könnte ein Zeichen sein, dass dies der Pass ist, ich gebe Gas, Endspurt, endlich oben. Jetzt geht es erst rauf und runter über einen langen Bergkamm mit einem herrlichen Blick auf die Bucht von Portoferraio.
Auf der anderen Seite liegt Rio Nell‘ elba unter uns. Wir entscheiden uns für eine Pause, bevor wir wieder bergab fahren Wir setzen uns auf eine Bank unter Pinien, es ist windig und kühl, wir machen ein Picknick. Nach einer rasanten Abfahrt kommen wir mitten auf der Piazza von Rio Nell‘ elba heraus. Der Ort sieht völlig verlasen aus, die Piazza ist ganz kahl, auf der anderen Seite des Platzes ist ein Café und von hier aus sieht der Ort auch viel freundlicher aus.
Wir schauen uns noch ein wenig um, dann fahren wir runter nach Rio Marina, ein kleiner Ort an der Ostküste, von dem aus früher das Erz der Insel verschifft wurde. Weiter hinten an den Felsen ist noch eine verrostete Verladerampe. Eine Reihe Häuser am Meer, dunkler Kies und Boote auf dem Strand.
Wir fahren auf die lange Hafenmauer, der Wind hat aufgefrischt, wir setzen uns in den Windschatten in die Sonne. Der kleine Leuchtturm wird vom Meer umspült und das klare Wasser läuft über den Fels. Eine Fähre taucht auf, fährt sogar in den kleinen Hafen und legt Rückwärts an. Ich frage mich wie die das machen. Es kommt zu Abschiedsszenen. Wir fahren auf der Hafenmauer zurück und müssen dann wieder berauf bis zu dem Kreisverkehr. Jetzt geht es in immer gleiche Höhe an den Bergen entlang, die Sonne scheint herrlich, wir haben leichten Gegenwind der uns kühlt, aber nicht weiter behindert. Es geht bergab und nach einiger Zeit erreichen wir Porto Azzuro. Nachdem wir die weniger schönen Vororte hinter uns gelassen haben erreichen wir das „Centro Storico“, schieben die Fahrräder durch ein paar Gassen und machen noch einmal Pause auf der Piazza. Auf dem Weg nach Portoferraio gibt es keinen ernst zunehmenden Berg mehr, dafür eine breite Straße mit viel Verkehr und heftigem Gegenwind. Lastwagen und Busse donnern an uns vorbei, endlich sind wir an der Stelle an der wir vorhin zu dem furchtbaren Berg abgebogen sind, es geht ein paar Serpentinen rauf zur römischen Villa und dann wieder der herrliche Blick auf die Bucht. Die letzten Kilometer sind schnell geschafft.Wir gehen baden, ruhen uns etwas aus und besuchen das letzte Mal die drei Schweinchen.
Als wir zurück kommen glüht zum letzten Mal der Himmel über der Bucht.