Romantische Straße | Etappe 2

Auf dieser Etappe der romantischen Straße fahre ich von Rotenburg ob der Tauber nach Dinkelsbühl. Es hat die ganze Nacht geregnet und es hat deutlich abgekühlt. Ich traue mich gar nicht aus meinem warmen Schlafsack heraus. Ich entscheide mich dazu heute eine lange Hose und Socken zu tragen und erst als ich mir ganz sicher bin, dass es heute nicht mehr regnen wird, verlasse ich das Zelt.

Ich habe gestern in der Eile vergessen mein Handtuch herein zu holen und da es jetzt sowieso schon triefend nass ist, wische ich damit die Regentropfen vom Aussenzelt. Dabei bekomme ich kalte Finger, die ich auch nicht beim allmorgendlichen Haferschleim kochen wieder warm bekomme.

Jedenfalls trocknet das Aussenzelt relativ gut und es wird während des Frühstücks ein paar Grad wärmer. Das macht mir Mut und so packe ich alles zusammen. Erstes Ziel für heute ist ein Fahrradladen, wo ich neue Pedalen kaufen will. Dafür muss ich den Berg hoch und durch die Altstadt fahren. Heute morgen sind schon sehr viel mehr Touristen unterwegs als gestern Abend. Das erste Fahrradgeschäft hat montags zu, das zweite nur eine kleine Auswahl, aber besser als nichts. Ich bin dann erst um 12 Uhr aus der Stadt und zurück auf der romantischen Straße. Die Tauber ist vor Rothenburg fast nur noch ein Bach und das Tal weiter sich.

Taubertal

Hinter Diebach verlässt der Weg die Tauber und es geht bergan. Da ich weiß, dass Feuchtwangen auf der Strecke liegen wird folge ich einem Schild dorthin in den Wald und verlasse den Radweg „Romantische Straße“ ohne es zu wissen.

Es geht steil den Berg hinauf, aber wenigstens wird mir warm dabei. Es beginnt eine Fahrt durchs Nirgendwo. Ohne auf die Karte zu schauen folge ich den Schildern nach Feuchtwangen. Dabei verpasse ich anscheinend ein paar Pfeile, denn ab und zu ist die Stadt dann weiter entfernt als auf dem letzten Schild. Aber noch werde ich nicht skeptisch und ziehe meine Kreise durch die schöne Landschaft. Die Wolken am Himmel werden dunkler.

Ich werde langsam hungrig und suche eine Bank für eine Pause, doch es kommt keine. Auch wenn ich in Bayern bin gehört diese Gegend glaube ich zu Schwaben und die waren wohl zu sparsam um welche aufzustellen. Dann finde ich doch noch ein ganz kleines Bänkle und kann endlich meinen Salat essen. Nachdem Feuchtwangen dann zum dritten Mal als in 7 Kilometern entfernt angekündigt wird fällt mir endlich auf, dass die kleinen Schilder „Romantische Straße“ unter den Großen fehlen, ich den Weg verlassen habe und wohl schon einige Zeit im Kreise fahre. Gegen 15 Uhr erreiche ich endlich Feuchtwangen und sehe das erste Mal die bayerischen Geranien.

Marktplatz Feuchtwangen

Von hier aus soll der Weg in zwei großen Schleifen nach Dinkelsbühl weiter gehen, deren Sinn sich mir beim Blick auf die Karte nicht erschließt. Ich entscheide mich aber trotzdem nicht über die Bundesstraße abzukürzen. Leider verpasse ich an den entscheidenden Kreuzungen wieder Pfeile, verfahre mich, stehe mitten im Wald und suche mir dann entnervt meinen eigenen Weg nach Dinkelsbühl.

Ich komme gegen halb 5 an einem Campingplatz vorbei und beschließe dort zu bleiben, denn der Himmel verfinstert sich und es wird kalt. Ich kann noch in Ruhe mein Zelt aufbauen und kochen, bevor es um 19 Uhr anfängt zu regnen.

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