Via Claudia Augusta | Etappe 3

Meine dritte Etappe der Via Claudia Augusta führt von Lermoos über den Fernpass nach Landeck im Inntal. Aber zuerst muss ich eine Fahrradwerkstatt aufsuchen. Ich bin gestern mit der linken Tasche an einem Pfahl hängen geblieben. Die Tasche ist abgerissen und in die Speichen geraten. Zum Glück ist keine gebrochen, aber im Hinterrad ist eine 8. Im Laden ist viel los, alle Leute wollen ein Fahrrad mieten und trotzdem nimmt man sich die Zeit mein Hinterrad zu richten.

Dann muss ich einkaufen, für zwei Tage, weil morgen Sonntag ist. Nudeln und Müsli sind alle was jetzt mit dem anderen Zeug fast 3 Kilo Mehrgewicht sind, die ich heute über der Fernpass schleifen muss. Nach dem Einkauf geht es endlich los, inzwischen ist es 11:30 Uhr.

Erst geht es eben durchs Tal, danach sanft bergan, dann wird es steiler, aber es ist noch zu machen. Dann biegt der Weg auf eine Schotterpiste ab. Die Steigung wird brutal, meine Reifen drehen auf dem groben und losen Schotter durch, oder das Vorderrad rutscht weg, Es ist wahnsinnig anstrengend und nervenaufreibend. Ich kann nicht mehr und gehe dazu über die steilen Abschnitte zu schieben. An filmen oder fotografieren ist nicht zu denken. Dann geht der Weg wieder bergab und ich weiß, dass ich das alles wieder rauf muss. Ich gebe aber nicht auf und stehe plötzlich an der höchsten Stelle, weit über dem Straßenpass mit grandioser Aussicht.

Blick auf den Fernpass

Jetzt kommst aber erst das große Abenteuer: Die Abfahrt. Die andere Seite ist noch steiler, es liegt noch mehr grober Schotter auf dem Weg und der Regen hat den feinen Split in die ausgewaschenen Rillen gespült. Wenn das Vorderrad dort hinein gerät, rutscht es weg. Ich muss ganz langsam fahren, mit angezogener Bremse, die Bremsscheiben glühen und wenn der Weg zu schmal und der Abgeund links zu nah ist, schiebe ich auch über weite Strecken bergab. Unglaublich, dass dieser Weg als Fahrradweg ausgezeichnet ist. Es bleibt nur wenig Muße für die Schönheit der Landschaft.

Bergbach

Weiter unten komme ich an einer Mure vorbei, die hier über den Weg gerutscht ist und erst kürzlich aus dem Weg geräumt wurde. Total erschöpft komme ich in Nassereit an, wo der Weg endlich wieder geteert ist.

Aber es bleibt anstrengend. Der Weg führt zwar grundsätzlich weiter bergab, aber in Wellen, ständig rauf und runter. Dazu wird es heiß. Aber die grandiose Landschaft macht alles wieder wett.

Ab und zu führt der Weg durch den Wald, wo es wunderbar nach Tanne riecht. Ich stelle meinen Campingstuhl auf, mache Pause und esse meinen vorhin eingekauften Salat.

In Imst erreicht der Weg den Inn und führt dann zwischen Fluss und Autobahn flussaufwärts.

Inn bei Imst

Manchmal entfernt sich der Weg von Fluss, Bahnlinie und Autobahn, manchmal rücken sie ganz nah zusammen, wenn das Tal enger wird. Dann wird das Tal wieder breiter und besonders der Blick nach hinten beeindruckend. Nach vorne liegen die Berge im Dunst und im Gegenlicht.

Kurz vor Landeck überquere ich den Inn das letzte Mal für heute und erreiche meinen Campingplatz.

Inn bei Landeck

Die Sanna, die wenig später in den Inn mündet, donnert keine 30 Meter von meinen Zelt entfernt durchs Tal. Ich denke mir, dass doch mal irgendwann einer im Laufe des Abends das Wasser abstellen muss. Aber es kommt keiner.

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