Von Volterra nach Elba

Wir kommen erst spät vom Campingplatz los und lassen uns von einem Paar das nach Pisa will bis Cecina mitnehmen. Die Fahrt ist lang obwohl es Luftlinie eigentlich nicht viele Kilometer sind. Es geht aber über kurvige Landstraßen. Wir werden in einem Vorort von Cecina abgesetzt und müssen uns erst einmal orientieren. Wir versuchen zu trampen, aber keiner nimmt uns mit. Der Verkehr staut sich, es ist heiß in der Sonne und wir stehen da mit unseren Rucksäcken. Hinten in der Schlange steht ein blauer Bus. Der Busfahrer macht Lichthupe, wir reagieren nicht, er hupt richtig und winkt wir sollen kommen. Wir laufen hin, vorne auf dem Bus steht Pio-irgendwas, aber nichts von Cecina. Wir fragen ob er nach Cecina fährt und das tut er. Wir sitzen genau hinter dem Fahrer. Der Bus steht weiter in der Schlange, manchmal geht es ein Stück vor, wir schauen auf die Karte und fragen ob er vielleicht nach irgendwo in der Nähe vom Maremma Nationalpark fährt, den wir uns als Ziel für heute ausgesucht haben. Tut er aber nicht. Wir schauen weiter in den Reiseführer und kommen plötzlich auf die Idee, dass wir doch eigentlich nach Elba fahren könnten. „Fahren sie nach Piombino?“ Ich zeige dem Mann die Karte, ja da fährt er hin. Ob wir Fahrkarten bekommen können und was es kostet. Er muss ein Stück vorfahren, holt dann seine Liste raus, 8000 Lire pro Person, das ist ja nicht viel. Wir bezahlen und sind froh so gut zu fahren. Wieder mal eine Entscheidung umgeworfen, ich wollte sowieso immer mal nach Elba, also warum nicht.

In den Bus steigen fast nur Männer ein, in Jeans und karierten Hemden, wir sind die einzigen Touristen. Der Fahrer, ein ziemlich untersetzter Mann mit Halbglatze legt sich in die Kurven, versucht mit seinem Gewicht die Fliehkraft des Busses auszugleichen nachdem wir an der Stelle vorbei sind wo der Stau entstanden ist. Schuld war ein Bahnübergang. An jeder Haltestelle kennt er jemanden, spricht mit sonorer Stimme aus dem Bus heraus, streicht den Mädchen durchs Haar die aussteigen. Im Radio läuft eine Sendung wo der Moderator irgendwo anruft und die Leute verulkt. Der ganze Bus lacht. Wir studieren den Reiseführer und versuchen herauszubekommen, wie wir unser neues Ziel am besten erreichen und wo wir dort unterkommen können.

Der Busfahrer zeigt auf einen Berg mit Castel, ich verstehe soviel, dass man da „à piedi“ hinauf kann. „Aha!“, sage ich. Wenig später will er an einer Bushaltestelle anhalten und uns den Berg raufschicken, aber ich sage ich will zum Porto. Da fährt er nicht hin, dann sagt er noch etwas das ich nicht verstehe, irgendwas von Kaffee oder so und fährt. Wir müssen von der Strecke runter, halten an 2 Stahlwerken und lassen die ganzen Männer aus dem Bus, Stahlarbeiter die zur Schicht müssen. Er fährt zum Busbahnhof, die letzten steigen aus, ich will auch raus, aber ich muss sitzen bleiben, er macht Zeichen zu seinen Kollegen, fährt 2 mal im Kreis, bis er einen Platz hat, dann steigen 3 andere Busfahrer ein und wir fahren durch die Stadt. Nur für uns fährt der Bus zum Hafen von Piombino hinunter. Er hält genau vorm Billetthäuschen für die Fähren und die 4 gehen einen Kaffee trinken.

Wir kaufen Billets, es gibt nur Rückfahrkarten, der Mann vertut sich und streicht durch, dass wir heute schon wieder zurück sollen. Das Schiff liegt schon da, aber man kann noch nicht drauf. Ein paar deutsche Mädels mit Hüten stehen am Kai, eine hat eine Gitarre in der Hand und sie singen irgendein Friedenslied aus den 80er Jahren. Bald können wir an Bord, wir setzen uns an Deck und schauen im Reiseführer nach wo es am schönsten ist auf der Insel.

Blick zurück auf Piombino

Blick zurück auf Piombino

Endlich lassen wir das hässliche Piombino mit seinem Stahlwerk hinter uns, erreichen bald die Insel Elba, aber bis Portoferraio ist es noch ein Stück. Ein Segelboot fährt die Felsen entlang, das sieht so romantisch aus, dass ich gleich ein Foto machen muss. Wir sind richtig zufrieden mit unserem Entschluss hierher zu kommen.

Elba

Elba

Das Schiff legt an, wir machen uns auf die Suche nach einem Touristeninformationsbüro. Dort erhalten wir ein Faltblatt mit den Campingplätzen der Insel. Nach längerem hin und her entscheiden wir uns in Richtung Kap Enfola zu laufen, auch wenn da heute kein Bus mehr hinfährt, aber es liegt am nächsten an Portoferraio.

Portoferraio

Portoferraio

Wir wollen hintrampen. Von hier geht das nicht, wir müssen erst mal aus der Stadt raus. Es ist heiß und staubig, wir finden den richtigen Weg nicht, müssen fragen, keiner versteht uns, wir laufen falsch, der Rucksack ist schwer, wir sind ein bisschen genervt, dann kommt endlich ein Kreisel mit Schild nach Enfola.

Es geht die Straße hoch, wir halten immer wenn ein Auto kommt den Daumen raus, aber alle machen einen großen bogen um uns bis eine deutsche Familie mit Kleinbus anhält. Die Jungs haben gerade Angeln bekommen, die Eltern schwärmen uns von ihrem Campinglatz, die Jungs sind da skeptischer, es gibt Tang und Teer, aber man kann in die nächste Bucht klettern. Das sollen wir selber herausfinden, meinen die Eltern. Wir sind da, in der Rezeption fragt der Mann wie lange wir bleiben wollen, das wissen wir noch nicht, vielleicht 2 Nächte. Wir dürfen uns unseren Platz selber aussuchen und entschließen uns für oben am Hang unter den Pinien. In Volterra hatte ich schon gesagt, dass ich mal unter Pinien campen will. Wir machen erst mal so gut es geht den Split weg damit der Zeltboden nicht kaputt geht, der Boden ist steinhart. Das Meer, ich will zum Meer, die Bucht ist etwas klein, es liegt tatsächlich ganz viel Tang da und Müll treibt im Wasser, wir haben keine Lust hier hinein zu gehen und klettern deshalb an den Felsen entlang. Der Blick von oben auf unsere Bucht ist wunderschön.

Bucht vom Camping Aquaviva

Bucht vom Camping Aquaviva

Wir steigen einen Pfad herunter, hier liegen große Felsbrocken, wir suchen uns einen aus und klettern langsam ins Wasser, zum Glück sehe ich die Seeigel noch bevor ich hinein trete. Es ist herrlich, man kann bis zum Grund schauen. Der Blick zurück auf die Felsen ist atemberaubend, oben wunderschöne Pinien und Frühlingsblumen. Wir schwimmen hin und her, ich komme dann kaum aus dem Wasser, es ist als hätte ich 30 Kilogramm extra an mir hängen. Wir liegen in der Sonne zum trockenen. Wir ziehen uns an und klettern weiter, müssen einmal kurz durchs Wasser, bis zur nächsten Bucht.

Hier gibt es einen Strand aus herrlichen weißen Kieseln, wir legen uns hinein, genießen die Sonne, und freuen uns hergekommen zu sein. Wir bekommen Hunger, versuchen hoch zur Straße zu kommen. Wir finden einen Weg, die Bucht gehört zu einem Campingplatz, wir ärgern uns, dass wir auf dem anderen wohnen. Oben an der Straße ist ein Restaurant, zu den 3 kleinen Schweinen. Erst scheint es mir zu fein, ich fühle mich dreckig und unpassend angezogen, aber wir gehen trotzdem rein. Wir bekommen einen Tisch am Panoramafenster, der Kellner zündet eine Kerze an, draußen geht so langsam die Sonne unter, wir essen Pasta, und bekommen zum Abschied ein kleines Plastikschwein geschenkt.

Toskana96_64

Unser Campingplatz ist nicht weit. Camping Aquaviva. Das Schild leuchtet vor dem Sonnenuntergang.

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