Es ist ein herrlicher Morgen und wir haben eine weitere Wanderung vor. Von Colle di Val d’Elsa nach San Gimignano. Wieder nehmen uns Gäste vom Campingplatz in ihrem Auto mit. Wir sitzen auf einer Steinbank vor dem Stadttor von Colle di Val d’Elsa, die Straße führt um den Ort herum, der viel größer ist als ich mir das vorgestellt habe. Es ist leicht bedeckt, ab und zu kommt die Sonne durch. Ich schaue in den Wanderführer. Der Weg den wir heute gehen wollen beginnt an einem bestimmten Platz, den wir jetzt finden müssen. Der Ort liegt an einem Hang und eine Straße führt hinunter ins Tal. Wir kaufen eine Flasche Wasser und fragen nach dem Platz. Soweit ich wie ich die alte Frau verstehe, müssen wir immer gerade aus dem Berg herunter.
Die Straße wird weiter, hier liegt ein Hotel mit dem Namen des Platzes, aber es gibt keine Bushaltestelle. Erst wollen wir uns hinsetzten und Cappuccino trinken, aber wir entscheiden uns um und fragen noch mal nach dem Platz. „Die Straße runter!“, sagt der Mann. Die Stadt ist überraschend schön, wir müssen eine Treppe hinunter und dann nach links. Unten wird die Stadt moderner, irgendwann tut sich der Platz auf, der angegebene Obelisk steht da, jetzt müssen wir nur noch herausfinden in welcher Richtung Florenz liegt. Wir folgen der Straße nach links, es gibt keinen Bürgersteig und es ist kurvig. Endlich ein Schild: Florenz.
Wir müssen den alten Gleisen am Bahnübergang folgen. Ich hätte den Übergang fast nicht erkannt, weil die Schienen nicht mehr über die Straße liegen. Der Weg läuft parallel zu den alten Gleisen, wir sind uns noch nicht ganz sicher ob wir richtig sind, bis eine Kapelle kommt. Der Weg kreuzt die Gleise, entweder kann man jetzt an der Straße gehen oder über die Schienen, wir machen das, überqueren eine Brücke und dann geht es endlich nach links in die Landschaft. Der Rucksack ist schwer, ich bekomme Hunger, wir setzen uns erst mal hin und holen eine Banane raus. Der Weg bleibt weiter unten im Tal. Es geht an Mohnwiesen vorbei, wir warten auf die Abzweigung aus dem Tal heraus.
Wir kommen an einem Haus vorbei, jemand liegt in einer Hängematte, man kann die Türme von San Gimmigano schon in der Ferne liegen sehen.
Nach einer Stunde kommen wir an einer Hügelkuppe an, machen Pause, setzen uns ins Gras an den Weg und packen Brot und Käse aus. Inzwischen ist die Sonne voll heraus gekommen und es ist sehr warm.
Danach wird der Weg zum Pfad und wir müssen uns durch die Büsche schlagen bis wir auf eine Straße kommen. An der Kreuzung ist eine Bar, wir beschließen noch einmal Pause zu machen. Wir holen uns unsere Cappuccini drinnen und setzten uns raus in den Schatten unter die Bäume.
Das nächste Dorf soll Santa Lucia heißen. Der Aufstieg dort hinauf soll laut Führer bei Sonne etwas anstrengend sein, die Sonne scheint erbarmungslos, die Zypressen sind genau auf der falschen Seite des Weges und spenden keinen Schatten. Dafür ist auf der Sonnenseite noch einmal ein herrliches Mohnfeld. Es dauert eine halbe Stunde bis wir oben sind, immer wieder geht es ein Stück weiter, hinter ein paar älteren Häusern ist ein neumodisches Wohngebiet, rechts der alte Dorfkern. Die Straße läuft auf einem Hügelkamm, rechts von uns liegt San Gimmigano.
Man kann jetzt genau sehen wie weit es noch sein wird, wir sehen schon jetzt die tausend Touristenbusse und die Massen, die sich in die Stadt ergießen. Wir folgen dem Schild Centro. Es geht den Berg hinauf bis zu einem Platz vor dem Stadttor.
Wir setzten uns auf eine Mauer, und schauen uns die Reisegruppen an, die in die Stadt ziehen. Wir brechen auf, laufen die schmale Straße entlang, alles voller Menschen, links und rechts reiht sich ein Souvenirladen an den nächsten.
Der Domplatz ist klein und der Dom ist kaum zu erkennen. Mindestens drei der berühmten Türme stehen hier.
Der Dom ist innen mit wunderschönen Fresken bemalt. Draußen überlegen wir ob wir auf den Rathausturm klettern sollen, aber es erscheint uns nach der Wanderung zu anstrengend. Wir suchen uns einen Platz zum Ausruhen. Unten an der Straße schon fast an der Stadtmauer sitzen ein paar alte Männer auf alten Café-Stühlen, die einfach so auf der Straße stehen. Wir setzen uns dazu.
Später laufen wir durch die Gassen, ich schaue in einen Hauseingang, ganz hinten ist noch ein Durchgang, den man da gar nicht vermutet hätte. Wir gehen durch, kommen an die Stadtmauer mit herrlichem Blick auf die Landschaft durch die wir eben gelaufen sind.
So langsam denken wir an Rückfahrt, schlendern zurück durch die Gassen, kaufen am Stadttor Bustickets bis Poggibonsi, wo wir umsteigen müssen. Wir schauen kurz in die Stadt hinein und fahren dann zurück nach Volterra. Wir suchen uns ein nettes Restaurant und überlegen beim Essen wie es mit unserer Reise weitergehen soll. Wir möchten gerne ans Meer und versuchen herauszubekommen, wie wir von Volterra am besten an einen schönen Ort mit Strand kommen.
Auf dem Weg zum Campingplatz dämmert es so langsam. Oberhalb gibt es einen Aussichtspunkt ins Tal. Die Sonne ist schon unter gegangen, am Horizont wunderbare Farben, es ist ganz ruhig.
Wir setzen uns auf eine Mauer, unten im Tal gehen vereinzelt Lichter an. Erst denke ich es sind Autos. Es ist eine karge Landschaft, Hunde bellen ganz weit weg und komische Geräusche von irgendwelchen Vögeln kommen bei uns an. Wir bleiben sitzen bis es ganz dunkel wird. Es ist wunderschön.