Geres-Nationalpark

Nach dem Frühstück fragen wir die Dame an der Rezeption nach einer Möglichkeit in den Nationalpark zu kommen. Sie sagt irgendetwas von einem Bus, zeigt mir den Fahrplan und auf einer Karte wo er hinfährt, und sie will uns sogar ein Bett in einer Herberge in den Bergen vorbestellen. Besser geht es kaum.

Wir laufen zum Busbahnhof, der schnell erreicht ist. 2 Fahrkarten bitte, der Mann am Schalter kennt den Ort an dem wir aussteigen wollen nicht, aber es soll von Bussteig 7 losgehen. Als wir dort ankommen bin ich mir nicht sicher, ob er der Bus wirklich von hier abfährt, frage noch mal nach, soll aber stimmen. Als ich zurückkomme steht ein Bus da, aber der fährt nicht dahin wo wir wollen, der richtige Bus hält dann auf 6. Der Busfahrer spricht französisch und erklärt uns, dass wir irgendwann umsteigen müssen. Er ist ein Mensch, der den Beruf seines Lebens gefunden hat. Man sieht richtig wie sehr es ihm Spaß macht. Er fährt total schnell, es steigen nur wenige Leute unterwegs ein, die Gegend ist ziemlich zersiedelt. Lagerhallen, alles abgebrochen und schmutzig. Nach einer dreiviertel Stunde wird es interessanter, Berge, der Bus fährt in ein Dorf, ein Mann steigt zu, der Bus dreht. Ein anderer Mann draußen mit Baskenmütze fragt den Busfahrer, ob wir wohl warten könnten. Alle schauen in die gleiche Richtung, der Busfahrer hupt, ein Fahrgast wird ungeduldig. Auf der anderen Straßenseite setzt sich eine uralte Frau mit Stock auf die Mauer zu den anderen wartenden. Alle wollen wissen was passiert. Eine Oma kommt den Berg herunter, die Frau, auf die wir gewartet haben.

An der nächsten Kreuzung steht ein anderer Bus und wir müssen umsteigen. Jetzt wir es richtig interessant. Wir sind mitten in den Bergen, schmale Straßen, in einem kleinen Ort steigen noch ein paar alte Frauen mit vollen Taschen ein. Die haben hier wohl eingekauft. Ich frage mich, ob es weiter oben noch einen Laden gibt in dem wir uns etwas zu essen besorgen können. Ein Lastwagen kommt uns entgegen, es gibt Schwierigkeiten, er muss den Seitenspiegel einklappen. Es geht immer höher, die Straßen werden noch enger, ein kleines Bergdorf, wir müssen mittendurch, jetzt sieht es so aus, als hätten wir gerade das letzte Dorf durchquert, die Zivilisation ist zu ende, das Ende der Welt.

Einsame Bergstraßen

Einsame Bergstraßen

Wir sehen Holzhütten, die Frau hinter uns sagt was, der Busfahrer hält an, sagt was zu uns, ich zeige ihm den Zettel, den uns die Frau in der Jugendherberge in Brage geschrieben hat. Er dachte, wir würden nur so mitfahren um die Gegend zu sehen, aber die Jugendherberge ist hier.

Wir stehen tatsächlich am Ende der Welt. Es scheint, als kämen wir hier nie wieder weg. An der Haltestelle steht aber ein Schild: der Bus fährt jeden Tag um 7.15 und um 12.15 Uhr, es gibt also noch eine Verbindung mit der Welt. Die Herberge besteht aus lauter kleinen Hütten, (später erfahren wir, dass sie ursprünglich für die Bauarbeiter am nahegelegenen Stausee gebaut worden sind) und oben am Berg steht ein großes Haus mit der Küche und der Rezeption.

Dort spricht der Mann englisch, Doppelzimmer gibt es nur für eine Nacht. Fürs Mittagessen muss man sich bis 10 Uhr angemeldet haben. Zu spät. Fürs Abendbrot muss man sich bis 12 Uhr angemeldet haben, aber er bietet es nicht an. Im Ort soll es 3 oder vier Restaurants geben. Er führt uns den Berg hinunter zu Haus 6. Zum See geht es durch den Ort in Richtung Campingplatz, ungefähr 2 Kilometer, erklärt er uns. Wir bekommen ein ganz kleines Zimmer mit Stockbetten. Wir organisieren uns ein paar warme Decken für die Nacht, packen den Tagesrucksack und laufen die Straße hinunter. Eine Ruine, eine alte Frau summt ein Lied, winkt uns zu, sammelt wahrscheinlich Feuerholz in einer abgebrannten Baracke und ich überlege, ob ich das nicht auch lieber machen sollte. Unsere Hütte war total kalt.

Falsche Richtung, wir müssen zurück, die Straße ist nicht mehr für Autos geeignet, vorhin im Bus ist uns ein Ochsenfuhrwerk entgegen gekommen. Ein Mann treibt seine Kühe in den Stall, wir fragen nach einem Mercado und einem Restaurant. Der Mercado liegt auf dem Weg, das Restaurant ist 300 Meter weiter die Straße runter. Außer dem üblichen Obst kaufen wir noch eine riesige Schokolade, wer weiß, ob wir heute noch was zu essen bekommen.

Das Restaurant sieht total verlassen aus, der Besitzer spricht Englisch. Die Küche ist nur am Wochenende geöffnet, sonst sind keine Gäste da, er wirkt genervt, der See liegt in seinem Rücken, es gibt einen Weg über den Berg oder man kann die Straße entlang gehen. In der Sandwich-Bar gegenüber ist kein Mensch, wir folgen dem Wegweiser zum Campingplatz, an der Straße ist ein Kiosk, geschlossen, wenigstens hängt hier die Telefonnummer des roten Kreuzes im Fenster. Nach 500 Metern liegt der Stausee vor uns im Tal. Es hat sich ein sehr hoher Rand gebildet, wo im Frühjahr wahrscheinlich Wasser steht.

Blick auf den Stausee

Blick auf den Stausee

Am Stausee

Am Stausee

Niedriger Wasserstand im Oktober

Niedriger Wasserstand im Oktober

Wie wollen wir gehen? Hier entlang, dort unten zum See runter, am Ufer entlang und den Weg dahinten auf dem Kamm wieder hoch. Auf den ersten großen Steinen halten wir an, essen fast alles auf, was wir haben, eigentlich wollten wir es uns einteilen, falls es heute nichts anderes mehr zu essen gibt.

Der Rückweg ist dann viel länger als es aussieht, die Straße windet sich, wir kommen am Haus des Dammwärters vorbei. Der Damm ist ziemlich hoch, die Türen in der Wand sehen aus wie winzige Löcher, ein Auto hält, 6 Personen steigen aus und fotografieren sich gegenseitig mehrmals. Der Blick von der Staumauer in die Tiefe ist atemberaubend. Im Tal vor uns ziehen Wolken auf. Wir marschieren zurück. Am Campingplatz ein Schild: Restaurant. Ich gehe hin, drinnen sitzt ein Mann und macht Abrechnung, er kommt raus, das Restaurant ist auch nur am Wochenende auf, aber unten, das Restaurant Stop, das müsste auf haben. Ich bin skeptisch.

Auf der Straße spielen 2 Kinder Fußball, das Café sieht zu aus, aber der Junge schließt auf, macht uns einen Kaffee. Später kommt seine Mutter, das Restaurant ist im Haus nebenan, macht um 7 Uhr auf, na bis dann, gerettet, wir müssen nicht verhungern. Wir laufen zurück zur Herberge, aber dort ist es kalt. Vor dem Fernseher sitzt ein portugiesisches Paar, sie friert und zieht sich bald um. Es geht auf 7 Uhr zu und wir machen uns auf zum Restaurant. Es ist stockfinster, auf einem Abschnitt brauchen wir sogar eine Taschenlampe. Im Restaurant ist es leer, die Frau fragt was wir haben wollen, wir verstehen nicht, sie lässt uns in der Küche in den Topf schauen, vielleicht ist es Wildschwein. Gibt es auch Fisch? Ja. Dann den bitte. Es kommt noch ein anderes Paar, es gibt eine leckere Suppe vorweg, dazu viel Salat, dann zwei Schollen. Als wir fertig sind malt uns der Herr des Hauses die Rechnung auf die Tischdecke und bestätigt uns, dass sie morgen auch auf haben.

Draußen bellen Hunde, ein großer folgt uns, in der Hütte ist es inzwischen warm. Wir haben vorhin die Heizung gefunden und sie angeschaltet bevor wir gegangen sind. Wir sind müde, machen bald das Licht aus und freuen uns auf die Wanderung, die wir für morgen geplant haben.

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