Ich hatte mir vor zwei Jahren ein Bianci-Rennrad gekauft und damit im gleichen Jahr schon eine Radtour zu Bekannten nach Osnabrück → gemacht. Seitdem war ich im Sommer im Durchschnitt zwei mal wöchentlich auf 60 bis 90 Kilometer langen Tagestouren im schönen Siegerland unterwegs gewesen. Jetzt schien mir die Zeit für eine längere Strecke über mehrere Tage gekommen zu sein und ich entschied mich dazu in die Eifel zu fahren. Ich wollte über den Westerwald bis Koblenz radeln, die Mosel hinauf und dann nach Norden abbiegen und von Aachen aus den Zug zurück nehmen. So der Plan. Von meinen frühen Rennradtouren habe ich leider keine Fotos gemacht, da ich „nur“ eine gebrauchte Canon FB 100 Spiegelreflexkamera besaß, die nicht mehr in die Tasche gepasst hätte und die auch viel zu schwer und unhandlich war.
Ich besorgte mir einen Gepäckträger für mein Rennrad, Packtaschen, eine atmungsaktive Regenjacke und einen Gaskocher. Die Seitentaschen und die oben quer aufliegende Tasche waren aus einem Stück, was das Anbringen und den Abbau sehr erschwerte. Ich musste das Rad dafür auch immer irgendwo anlehnen, da es keinen Ständer hatte. Die Taschen zum Anhängen aus LKW-Plane kamen erst später auf. Meine boten auch eigentlich zu wenig Platz und die obere Quertasche war schon alleine mit meinem Schlafsack prall gefüllt. Aber ich konnte auf das arme Rennrad eh nicht mehr viel mehr Gewicht aufladen als ich selbst schon hatte. Deshalb nahm ich auch kein Zelt mit. Die Taschen waren auch nicht regendicht, weshalb ich alles vorher in Plastiktaschen stopfte.
Die hier verlinkte Karte von Google-Maps zeigt einen ungefähren Überblick über die gefahrene Tagesetappe! (Externer Link)
Ich machte mich von Siegen auf den Weg nach Wilnsdorf, dann fuhr ich die Kalteiche hinauf und wollte danach der B54 nach Rennerod folgen. Auf dem Stegskopf wurde die Straße aber zur Kraftfahrstraße, für Fahrräder gesperrt, und ich musste umkehren. Es ging hinunter über Allendorf nach Holzhausen, dann Oberdresselndorf und bei Stein-Neukirch wieder auf die Hauptstraße. Das war eine gewaltige Belastungsprobe für die Nerven. Die Kalteiche war schon anstrengend gewesen und dann wieder runter ins Tal und wieder rauf für nichts und wieder nichts, das war hart. Ich überlegte schon umzukehren.
Aber jetzt ließ es sich recht gut fahren. Das erste Mal hielt ich in Höhn an, holte eine Dose Cola hervor und trank sie am Straßenrand. Ein alter Herr sprach mich an und erzählte mir seine Radfahrergeschichten aus den zwanziger Jahren. Er meinte, er habe damals immer warme Milch getrunken. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das gut sei. (Schon bei der nächsten Radtour habe ich aber gemerkt, dass Milch als Energielieferant ziemlich gut ist und lange vorhält.) Es ging leicht bergab, kein nennenswerter Gegenwind und so kam ich ganz gut voran. Hinter Montabauer sah es wieder so aus als wäre die Straße zur Kraftfahrstraße ausgebaut. Deshalb fuhr ich über Niederelbert und bei Eitelborn kreuzte ich die B49, um dann über Urbar an den Rhein zu kommen. Diese Abweichung von meiner ursprünglich geplanten Route hatte wieder viel Zeit und Kraft gekostet, einige Male hatte ich auch nicht gewusst wo ich überhaupt war.
Aber jetzt brauchte ich nur den Rhein hinauf zu fahren und stieg dann den Berg zum Koblenzer Schloss auf. Aber da war nichts zu machen, die Jugendherberge war bis auf das letzte Bett belegt. Ich fand dann aber zum Glück ein Einzelzimmer für 30 Mark in einem Hotel auf der rechten Rheinseite. Ich war 100 Kilometer gefahren und ziemlich geschafft. Aber ich konnte mich später doch noch aufraffen durch die Stadt zu laufen. Das war noch ein ganz schöner Weg bis dahin, denn erst musste ich zu einer weit entfernten Rheinbrücke. In der Stadt war aber nichts rechtes los und ich wusste ohne Reiseführer auch nicht so ganz was ich ansehen sollte. Ich glaube ich schaffte es immerhin zum Deutschen Eck, wo die Mosel in den Rhein mündet.