Heute liegt eine der gefühlt längsten Etappen der ganzen Streck vor mir. Die erste größere menschliche Siedlung nach einigen Kilometern durchs Nichts ist Neustadt-Glewe und eine Stunde später Ludwigslust.
Die hier verlinkte Karte von Google-Maps zeigt einen ungefähren Überblick über die gefahrene Tagesetappe! (Externer Link)
Als ich die Hauptstraße hinunter fahre sehe ich wie eine Frau in ihr Auto einsteigt, dabei unbemerkt ihre Geldbörse verliert und davon fährt. Ich hebe das Portemonnaie auf und sause hinter ihr her. An einer Ampel hole ich sie ein und klopfe an ihre Autoscheibe. Sie ist so baff, dass sie nicht mal danke sagen kann, und dann wird es auch wieder grün und sie muss weiter fahren. Ab jetzt kommt erst mal nix mehr. Ich hätte nie gedacht, dass es in Deutschland so leer sein kann.
Immerhin kann man ab und zu sehen wo der Solidarzuschlag geblieben ist. Auf kleinen Straßen völlig ohne Verkehr und ohne Anschluss zu irgendwas ist hier teilweise über Kilometer Beton-Verbundpflaster verlegt worden. Wer das auf seiner Garageneinfahrt liegen hat weiß, wie arbeitsaufwändig und teuer das ist. Aber Arbeitskräfte gab es ja nach der Wende genug. Bei Karenz muss ich plötzlich den einzigen Berg der ganzen Strecke hochfahren. Ich kann nicht herausfinden ob diese Erhebung natürlichen Ursprungs ist. Auf der Karte ist sie mit „Bergbau auf dem Watzenberg“ bezeichnet.
Dann wird es wieder eintönig. Ich versuche so schnell wie möglich Strecke zu machen. Irgendwann erreiche ich endlich bei Dömitz die Elbe.
Ich fahre hinüber auf die linke Flussseite und verlasse damit den Seen-Weg um auf dem Hamburg-Schnakenburg-Weg weiter nach Norden zu fahren. Es geht jetzt immer an der Elbe entlang bis Hitzacker, wo ich eine Pause mit Blick auf den Fluss mache. An den Hausmauern ist überall die Wassermarke vom letzten großen Hochwasser angezeichnet.
Hier ist alles ehemaliges Zonenrandgebiet. Ein paar Euro aus dem Solidarzuschlag hätten hier auch nicht geschadet um alles wieder auf Vordermann zu bringen. Am späten Nachmittag komme ich auf dem Campingplatz Elbufer bei Klein Kühren an. Ich schlage mein Zelt auf, aber nicht zu nah am Fluss, nachdem ich heute die Hochwassermarken gesehen habe.
Ich mache mich frisch und gehe zur Elbe hinunter.
Es gibt tatsächlich Leute, die im Fluss baden. Die Brühe ist mir aber nicht geheuer.