Ich war recht früh aus den Federn gekommen und musste deshalb an Victoria Station kurz warten, bis mein Tagesticket um halb 10 Uhr gültig wurde. Ich fuhr zum Tower, lief einmal herum und dann auf die Tower Bridge. Von dort ging ich an der Themse entlang zum St. Katherines Dock.
Es war bedeckt, deshalb hatte ich vorsorglich Jacke und Schirm mitgenommen. Ich ging weiter nach Wapping, lief bis zur Dockrailway, nahm den Zug und stieg in Canary Wharf aus.
Es hatte sich aber seit dem letzten Jahr→ nicht viel getan. Ich fuhr zurück, wollte eigentlich in der City aussteigen, hatte aber doch keine Lust und fuhr nach Tottenham Court. Nächstes Ziel war das British Museum. Ich gab Jacke und Schirm ab, ging durch die ägyptischen Säle ins Café, trank eine Kanne Tee und aß ein riesiges Stück Kuchen dazu.
Ich hatte bei Nachforschungen über den Maler van Dyck gelesen, dass er auf seiner Italienreise (wahrscheinlich 1627) ein Skizzenbuch angelegt hatte, das sich im Besitz des Museums befinden sollte. Ich stellte mir vor, dass es wohl irgendwo unter Glas ausgestellt war. Ich fragte an der Information nach und bekam die Auskunft, dass es nicht in der öffentlichen Ausstellung zu sehen sei. Ich bekam einen Termin um 14.15 Uhr vor Raum 90. Bis dahin sah ich mir die ägyptischen Mumien und die Skulpturen des Pantheon an.
Ich musste mich dann zu Raum 90 durchfragen, wurde in einen kleinen Vorraum eingelassen, brachte mein Anliegen vor und sollte auf eine Dame warten. Die sagte mir dann, dass das Skizzenbuch zwar vorhanden, aber sehr zerbrechlich sei. Ich würde dafür eine besondere Erlaubnis brauchen, die ich z.B. bekäme, wenn ich eine Doktorarbeit über van Dyck schreiben würde. Sie meinte allerdings, ich dürfe andere Zeichnungen aus dieser Zeit ansehen. Mit so etwas Tollem hatte ich nicht gerechnet, war völlig überfordert, aber wenn ich schon mal da war, warum nicht? Ich musste mich ausweisen, in ein Buch eintragen und dann wurde ich in einen altehrwürdigen Saal an einen Tisch gesetzt, an dem Wissenschaftler fleißig Dokumente studierten und an ihren Arbeiten schrieben. Ich bekam einen Katalog gereicht in dem ich mir aussuchen durfte, welche Bilder ich sehen wollte.
Die Dame brachte mir die Bilder 30 bis 40. Sie lagen in Mappe und waren in Passepartouts eingefasst. Ich sah mir eins nach dem anderen an und las im Katalog darüber. Es war verrückt. Ich hatte 400 Jahre alte Zeichnungen in der Hand, ganz nah bei mir, und einige gefielen mir richtig gut. Ein paar davon waren schon sein 150 Jahren im Besitz des Museums. Gegen 15 Uhr war ich mit der Ansicht fertig und verließ ganz erfüllt den Saal. Gleich vor der Tür waren deutsche Drucke aus der Renaissance ausgestellt, darunter einige von Cranach (Luther) und von Dürer.
Ich fuhr dann mit der U-Bahn zur Bond Street und suchte eine ganze Weile nach der Wallace Collection. Ich gab dort wieder Jacke und Schirm ab und fand bald die gesuchten Bilder von van Dyck, die ich auch teilweise aus den Büchern kannte, die ich zu hause über ihn studiert hatte.
Leider machte das Haus schon um 17 Uhr zu. Ich suchte den Regent’s Park und konnte langsam nicht mehr.
Ich ging zur Baker Street, stieg in die U-Bahn, stieg Oxford Circus aus und lief durch Soho, wo ich mir etwas zu Essen kaufte.
Am Piccadilly Circus setzte ich mich unter den Engel und ruhte mich aus.
Von dort nahm ich die U-Bahn zurück zum Studentenwohnheim.